7. März 2025Kurz gemeldet

Malariamittel Atovaquon wirkt gemeinsam mit Krebstherapeutikum gegen Leukämie

Die kombinierte Anwendung zweier bekannter Wirkstoffe kann leukämische Zellen bei der akuten myeloischen Leukämie bekämpfen und ihre Verbreitung eindämmen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems)

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Foto: Brynjar/AdobeStock

Die Studienleiter der in Cancer Letters veröffentlichten Arbeit fanden in Experimenten heraus, dass das Malariamittel Atovaquon in Kombination mit dem beim Multiplen Myelom angewendeten XPO1-Hemmer Selinexor die Aktivität des Transkriptionsfaktors STAT3 beeinflusst. Dies hemmte das Wachstum und die Verbreitung der Leukämiezellen. Durch die Kombination der Medikamente ließen sich nicht nur die Leukämiezellen abtöten, sondern auch deren Einwanderung ins Knochenmark, deutlich reduzieren.

Ungleichgewicht mit Folgen

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine aggressive Form von Blutkrebs, bei der sich unreife weiße Blutzellen im Knochenmark stark vermehren und die normale Blutbildung behindern. Häufig ist das Protein STAT3 in diesen Zellen überaktiv. Versuche, seine Aktivität therapeutisch zu hemmen, waren bisher wenig erfolgreich. Das Forschungsteam von Univ.-Prof. Dr. Dagmar Stoiber-Sakaguchi, Leiterin des Fachbereichs Pharmakologie an der KL Krems, hat nun eine neue Strategie untersucht.

STAT3 liegt in zwei Formen vor: STAT3α und STAT3β. Während die α-Form das Wachstum der Krebszellen begünstigt, wirkt die β-Form hemmend. Frühere Arbeiten von Prof. Stoiber-Sakaguchi zeigten, dass ein geringes Verhältnis von STAT3β zu STAT3α mit einer schlechteren Prognose für AML-Betroffene verbunden ist. „Daher haben wir nach Wegen gesucht, dieses Verhältnis so zu verschieben, dass es therapeutische Vorteile bringen könnte“, erklärt Prof. Stoiber-Sakaguchi, die auch Letztautorin der Studie ist. „Und das ist uns gelungen.“

Die Untersuchung konzentrierte sich auf die Kombination des Malariawirkstoffs Atovaquon, der bereits krebshemmende Eigenschaften gezeigt hat, mit dem Krebstherapeutikum Selinexor. „Wir konnten nachweisen, dass diese Kombination unter experimentellen Bedingungen das STAT3-Isoformen-Verhältnis zugunsten der β-Form verändert“, erläutert Stefanie Weiss, Erstautorin der Studie und Doktorandin an der Medizinischen Universität Wien. „Weiters wurden die AML-Zellen abgetötet und deren Präsenz im Knochenmark erheblich reduziert.

Einfluss auf Zellbewegung

Dementsprechend beobachtete das Team auch eine verstärkte Produktion des Proteins CD62L. CD62L ist ein Adhäsionsmolekül auf der Oberfläche der AML-Zellen. Seine Expression wird von STAT3β hochreguliert. „Wir vermuten, dass die verstärkte Produktion des Adhäsionsmoleküls CD62L zu einer Verzögerung der Ausbreitung von Leukämiezellen führt. Das verlängert, wie im Tiermodell gezeigt, das Überleben deutlich“, erklärt Prof. Stoiber-Sakaguchi.

Zusammengefasst öffnet die Arbeit eine neue Route zur Entwicklung von Krebstherapeutika, die auf das Protein STAT3 abzielen. Bisherige Ansätze zur Hemmung von STAT3 erzielten nicht die erhoffte Wirkung, da sie nicht berücksichtigten, dass STAT3 in zwei Varianten vorkommt. Diese sind zwar vom gleichen Gen codiert, werden aber unterschiedlich transkribiert. Das Team der KL Krems schlägt nun vor, das Augenmerk auf das Verhältnis von STAT3β zu STAT3α zu legen und dieses gezielt zu beeinflussen. Zumindest experimentell konnten sie so eine krebshemmende Wirkung erzielen – durch die Kombination zweier bereits zugelassener und etablierter Wirkstoffe.

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