„Das Gesicht der Corona-Aufklärung“
Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Puchhammer-Stöckl wurde Anfang Jänner als „Wissenschafterin des Jahres 2020“ ausgezeichnet.
Das Jahr 2020 war auch aus Sicht der Wissenschaftskommunikation ein ganz außergewöhnliches: „Wir hatten fast den Eindruck, wir befinden uns medial in einem kommentierten Labor“, sagt die Vorsitzende des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten Eva Stanzl. Alljährlich kürt der Klub Anfang Jänner den oder die Wissenschafterin, die es im vergangenen Jahr nach Ansicht der Medienvertreter am besten verstanden hat, wissenschaftliche Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu erklären. Diesmal fiel die Wahl auf Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien. „Nach ihren TV-Interviews haben wohl viele Menschen das Gefühl, das Wesentliche wirklich verstanden zu haben“, so der Leiter des Wahlkomitees Christian Müller. Nicht umsonst werde Puchhammer-Stöckl in Medienkreisen bereits als „das Gesicht der Corona-Aufklärung“ bezeichnet.
„Vor der Corona-Pandemie waren wir Wissenschafterinnen froh, hin und wieder die Hintergründe von großartigen Forschungsergebnissen der Öffentlichkeit nahebringen zu können, doch 2020 wurden wir medial in den Vordergrund katapultiert“, meinte die Wissenschafterin des Jahres bei der virtuellen Pressekonferenz anlässlich ihrer Auszeichnung. Die Information über die laufend neuen Forschungsergebnisse zum Corona-Virus beschreibt sie als Gratwanderung: „Viele Forschungsergebnisse gelangen schon pre-print, also noch vor der Publikation an die Öffentlichkeit und da müssen wir genau hinschauen, was davon als gesichert anzusehen ist. Nicht umsonst durchlaufen wissenschaftliche Publikationen einen strengen Review-Prozess, mit dem etwa Studiendesign und Aussagen bewertet werden.“
Auf die Frage nach Argumenten gegen die die vor allem in Sozialen Medien kolportierte Impf-Skepsis meint Puchhammer-Stöckl: „Aufklärung ist der Schlüssel dazu und als molekularbiologisch geschulte Wissenschafter können wir den neuen Impfstoffen vertrauen. Es würde zudem sicher helfen, die Vorgänge der Virus-Vermehrung in den Zellen nicht-geimpfter bzw. geimpfter Personen zu visualisieren. Damit könnten die Wirkung der Impfung noch besser verständlich gemacht werden. Bei einer geimpften Person passiert vereinfacht gesagt nichts, außer dass die Zelle das Virus gewissermaßen präsentiert, bei nicht-geimpften kommt es unter anderem zu einer explosionsartigen Virus-Vermehrung.“
Die 58-jährige Fachärztin für Hygiene und Mikrobiologie sowie für Virologie leitet seit 2018 das Zentrum für Virologie der MedUni Wien und hat mit 1. Dezember 2020 eine Professur im Fachbereich Virologie angetreten. Sie habilitierte sich mit einer Arbeit über Herpes-Viren im ZNS und forscht schwerpunktmäßig an der NK-Zell-Antwort des Immunsystems am Beginn einer Virusinfektion.