Hormonelle Kontrazeptiva
Mehr als ein Drittel aller Frauen im reproduktionsfähigen Alter verhütet mit einem oralen Kontrazeptivum. Diese sind damit das Verhütungsmittel der ersten Wahl, gefolgt von Kondomen, der Spirale und der Sterilisation. Orale hormonelle Kontrazeptiva sind seit den 1960er Jahren in Österreich zugelassen und aus der Familienplanung der Frauen nicht mehr wegzudenken. „Die Pille“ war sicherlich der Durchbruch für die sexuelle Selbstbestimmung der Frau und hat erheblich zum jetzigen Frauenbild in der Gesellschaft beigetragen.
Am Markt befinden sich Präparate in unterschiedlichen Zusammensetzungen, Dosierungen und Darreichungsformen, sodass hier sehr individuell ausgewählt werden kann. Denn die zur Verhütung eingesetzten chemischen Wirkstoffe unterscheiden sich in ihren pharmakokinetischen Eigenschaften und in der Folge auch in der Wirkung und den möglichen Nebenwirkungen. Um zu verstehen, wie sie funktionieren, ist es wichtig, den Ablauf des weiblichen Zyklus zu kennen.
1. Physiologie des Menstruationszyklus
Im Zentralnervensystem wird im Hypothalamus das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) gebildet, das bestimmte Zellen der Hypophyse anregt, Gonadotropine abzugeben. Diese Substanzen gelangen über den Blutkreislauf in die Eierstöcke und führen zu Eiwachstum (Follikel-stimulierendes Hormon, FSH) und zu Eizellreifung und sind somit indirekt für die Bildung von Estradiol verantwortlich. Das luteinisierende Hormon (LH) fördert den Eisprung und die Reifung des Gelbkörpers und ist so indirekt für die Bildung von Progesteron verantwortlich. Beide Hormone wirken im Sinne eines negativen Feedbackmechanismus hemmend auf die hypothalamo-hypophysäre Achse. Ein normaler Menstruationszyklus dauert dabei durchschnittlich 28 Tage und ist in zwei Phasen geteilt. Unter Einfluss des FSH reifen die Follikel heran und produzieren Estradiol. Dieser Anstieg im Estradiolspiegel hemmt durch den negativen Feedbackmechanismus die FSH-Freisetzung. Dadurch wächst nur ein dominanter Follikel weiter und bei einer bestimmten Estradiolkonzentration kommt es zur schlagartigen Freisetzung von FSH und LH, wobei dieses nach etwa 16–20 Stunden den Eisprung auslöst. Dadurch kommt es zum Abfall des Estradiols und es beginnt der zweite Teil des Zyklus, die Lutealphase. Aus dem Follikel bildet sich der Gelbkörper, der nun Progesteron bildet. Bleibt eine Befruchtung aus, bildet sich der Gelbkörper zurück, der Progesteronspiegel sinkt ab und eine Entzugsblutung tritt ein.