12. Okt. 2022

Employer Branding – „Nice to have“ oder ein „Must-have“ in der Apothekenwelt? – Teil 1

Im August 2022 trafen am österreichischen Apothekenmarkt 335 offene Stellen auf 68 stellensuchende Pharmazeuten. Mindestens auf gleichem Level stellt sich die Situation im PKA-Bereich dar. Diese Daten untermauern die generell angespannte Personalsituation am Arbeitsmarkt. Diese Situation hat auch die Apotheke erreicht. Der sogenannte Arbeitgebermarkt hat sich längst auch in einen Arbeitnehmermarkt in der Apothekenwelt gewandelt. Der Arbeitnehmermarkt beschreibt eine Situation, in der es mehr Nachfrage nach Arbeitskräften als Angebot an verfügbaren Arbeitskräften mit entsprechender Qualifizierung gibt. Parallel erleben wir in Kürze eine große Pensionierungswelle der Baby-Boomer-Generation und ein vermehrtes Einströmen der Generationen XYZ in die Apothekenbranche. Diese unterschiedlichen Generationen und deren Bedürfnisse verlangen automatisch eine neue, flexible Arbeitswelt, die auch in der Apotheke Einzug halten wird. Bevor wir nun stärker auf den Begriff „Employer Branding“ und dessen Relevanz in der Apotheke eingehen, beschäftigen wir uns vorab mit den unterschiedlichen Mitarbeiter-Generationen und deren Bedürfnissen. Dadurch kann deutlich besser, einfacher und einheitlicher an Mitarbeiterführung und -motivation in der Apotheke gearbeitet und somit die Verweildauer der motivierten Mitarbeiter erhöht werden.

Isometrisches Logo des Markenvektortextes
aurielaki/GettyImages

Generation Boomer

Starten wir mit der sogenannten „Generation Boomer“. Die Generation beschreibt die Geburtenjahrgänge 1945-1964. Geprägt wurden diese Arbeitskräfte von einem starken wirtschaftlichen Aufschwung mit hohen Wachstumsraten. Die Baby-Boomer sind die Generation mit den höchsten Geburtenzahlen (ab 1964 kam der Pillenknick). Ebenso fallen in diese Zeit die Friedensbewegung und die Umweltbewegung. Motiviert wird diese Generation noch mit Status-Symbolen und Leistungs-Anerkennung.  Diese Generation steht nun, wie eingangs erwähnt, kurz vor der Pensionierung in den Apotheken und wird eine große Zahl an offenen Stellen hinterlassen.

Generation X

Beschäftigen wir uns nun mit der Generation X, der sogenannten „Slacker Generation“. Diese Generation mit den Geburtsjahrgängen 1965-1980 wurde geprägt durch großen technischen Fortschritt, Ausbau des Umweltschutzes, Umweltkatastrophen (Ozonloch, Tschernobyl), Integrationsprozess der EU, Konjunkturkrisen und einer wachsenden Arbeitslosigkeit, steigenden Scheidungsraten und Doppelverdiener (der Eltern). Es ist aber auch die erste Generation ohne Kriegseinwirkung. Arbeit ist ein zentraler Lebensinhalt, wobei alternative, individuelle Lebensentwürfe und die sogenannte „Work-Life-Balance“ wichtig sind. Dabei herrscht gleichzeitig eine große Orientierungslosigkeit. Diese Generation ist auf Konkurrenzverhalten, auf Aufmerksamkeit und Individualität fokussiert. In der Apotheke ist die Generation X stark vertreten und bildet das zukünftige Rückgrat der Mitarbeiterschaft.

Generation Y

Nun zur Generation Y, auch ME–Generation oder „Millenials“ genannt. Die ME-Generation mit den Geburtsjahrgängen 1981-1996 ist in einer Multioptionsgesellschaft groß geworden. Die Terroranschläge 9/11 und eine hohe Jugendarbeitslosigkeit haben diese Generation geprägt und somit auch einen hohen Anteil an Unsicherheit hinterlassen. Darum wird diese Generation «Why» (=Warum?) genannt. Eine gewisse Unsicherheit ist für diese Generation ganz normal. Freude an der Arbeit rücken für diese Mitarbeitersegmente anstelle von Status und Prestige. Freiräume, Selbstverwirklichung und Freizeit werden in den Vordergrund gestellt. Ebenso ist die Generation Y die erste Generation von Digital Natives. Die ME-Generation ist auch bereits stark in der Apotheke vertreten und verlangt im Vergleich zur Baby-Boomer-Generation erstmalig neue und veränderte Bedürfnisse von der Apothekenleitung als Führungskraft.

Generation Z & Generation Alpha

Beschäftigen wir uns nun mit den beiden weiteren jungen Generationen, die teilweise bereits in den Apothekenarbeitsmarkt eintreten bzw. in einigen wenigen Jahren in den Apothekenarbeitsmarkt einströmen werden. Die Generation Z, Zoomer Generation, und die Generation Alpha. Die Generation Z mit den Geburtenjahrgängen 1997-2009* ist mit dem Internet und den mobilen Geräten (Tablets, Smartphones) groß geworden. Diese Personen gelten als Digital Natives. Soziale Netzwerke (facebook, Instagram usw.) werden ohne Rücksichtnahme auf die eigene Privatsphäre genutzt. Die Generation Z konzentriert sich nur auf ihre eigenen persönlichen Ziele, dadurch sind sie Einzelkämpfer und Individualisten. Die Lebenslust und die Maximierung von Erlebnissen treibt sie an und nicht festgelegte Strukturen und Abläufe. Wissen wird ausschließlich über das Internet jeweils situativ abgefragt. In der Generation Z hat es besonders viele Smombies, welche einen ständigen Blick auf ihr Smartphone haben. Berufseinsteiger in den Zeiten der Covid-19-Pandemie gehören auch zu der sogenannten Generation Lockdown. Abschließend sei der vollständigkeitshalber auch noch die Generation Alpha erwähnt. Diese Generation mit dem Geburtsjahr ab 2010 wird den Apothekenarbeitsmarkt generell an neue Herausforderungen und Denkweisen stellen. Die Generation Alpha (Gen Alpha oder Generation α) ist die Nachfolge-Generation der Generation Z. Es handelt sich um die Generation, die in etwa zwischen 2010 und 2025 geboren ist oder geboren wird, und ist die Generation, welche komplett mit den Technologien des 21. Jahrhunderts aufwachsen wird. Ihr Leben, d.h. ihre Denk- und Lebensweise, ist noch um ein Vielfaches digitaler, als es bei den Digital Natives der Fall ist. Diese Generation wird geprägt durch die weitere Digitalisierung, die politische Instabilität und dem demografischen Wandel.

FAZIT

Die Darstellung der unterschiedlichen Generationen und deren Bedürfnisse zeigt auf, wie wichtig es ist und in Zukunft noch werden wird, noch stärker an der Attraktivität der Apotheke als Arbeitsgeber zu arbeiten. Der Begriff Employer Branding beschreibt nun alle Maßnahmen, die ein Unternehmen ergreifen kann, um die eigene Marke zu stärken und sich gegenüber potenziellen Bewerbern und Mitarbeitern als passender und attraktiver Arbeitgeber darzustellen. So lässt sich Employer Branding in „Arbeitgebermarkenbildung“ übersetzen. Über die Relevanz in der Apotheke und dessen Ausprägungsformen erfahren Sie mehr im nächsten Artikel „Employer Branding – Nice to have oder ein Must-have in der Apothekenwelt? – Teil 2“.


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