Die besten Ausreden

In der Offizin sind wir täglich mit einer Fülle von Ausreden konfrontiert, wenn es darum geht, Ausnahmen zu machen, fehlende Rezepte zu erklären, Bescheinigungen zu bekommen oder auch einen Sonderstatus zu reklamieren.

Cartoon konzeptionelle Zeichnung oder Illustration einer Gruppe von Text- oder Sprechblasen oder Blasen, die Blabla sagen.
Zdenek Sasek/GettyImages

Echte KünstlerInnen sind allen voran unsere SubstitutionskundInnen. Spätestens, wenn die Mutter auf dem Balkan zum dritten Mal verstorben ist und wegen des Begräbnisses – morgen! – sofort der Bedarf an Substitution mitgegeben werden soll, klingelt es hoffentlich auch bei den gutmütigsten KollegInnen. Und bitte auch bei den verschreibenden und gewährenden ÄrztInnen. Nicht erst einmal fragten wir erstaunt nach, warum schon wieder eine Ausnahme aus den gleichen Gründen wie die Monate davor gemacht würde. Das Ärgerliche daran ist ja eher, dass man uns für blöd verkaufen will, sonst wäre das ja eine Angelegenheit zum Schmunzeln. Das vergeht uns aber immer öfter, wenn beim Nachfragen dann doch eine Absage herauskommt und die Betroffenen anfangen zu meutern.

Auch unsere lieben StammkundInnen glauben oft fest daran, dass sie keine Rezepte bringen müssen oder dass es auf rezeptpflichtige Arzneien auf Kassenrezept Prozente gibt. Das ging unlängst so weit, dass ein wirklich lieber älterer Herr sich von mir übervorteilt fühlte, weil er nicht verstand, was der Unterschied zwischen einem Privatrezept (Prozente!) und einem Kassenrezept (keine Prozente!) ist. Er rief sogar unsere Kammer an, weil er meinte, dass er für ein rezeptpflichtiges, unter der Gebühr liegendes Medikament eine ganze Gebühr gezahlt hätte, was natürlich nicht stimmte. Er hätte einfach auf seinen Kassenbeleg schauen müssen, aber wenigstens entschuldigte er sich nachher für den Rummel.

Gerne zwinkern uns manche StammkundInnen auch zu, wenn sie uns erklären: „Ich hab kein Pillenrezept. Ich bin ja schon erwachsen und vernünftig, da kann ich schon damit umgehen, meinen Sie nicht auch?“

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