Von der Wertschätzung
Die Pandemie, die bei vielen Dingen wie ein Brennglas wirkt, zeigt auch im Arbeitsleben Mängel auf, die vorher schon da waren, nun aber häufig echte Konsequenzen nach sich ziehen. Allerorten wird nach Arbeitskräften gerufen, die Phrase „händeringend“ dabei fast überstrapaziert. Gleichzeitig gibt es genügend arbeitsuchende Menschen. Was läuft da falsch?
ExpertInnen gehen davon aus, dass die Lösung simpler ist, als viele denken. Homeoffice war jetzt nicht immer lustig, erweist sich aber als taugliche Alternative oder zusätzliche Möglichkeit, wenn DienstnehmerInnen ihre Zeit ein bisschen einteilen dürfen. Gut, ApothekerInnen können das nicht machen, genauso wenig wie die Müllabfuhr oder andere, vor allem systemrelevante Berufsgruppen. Aber allein, dass Fortbildungen und Tagungen auch online oder hybrid möglich sind, eröffnet neue Perspektiven, die sowohl der Ökonomie als auch der Ökologie guttun werden. Natürlich geht nichts über persönliche Begegnungen, die sind vor allem in unserem Beruf unersetzlich.
Es zeichnet sich ab, dass drei Bereiche essenziell sind für ein gutes Arbeitsleben, das dann in der Folge auch Arbeitswillige anzieht: ordentliche Bezahlung, menschliche Arbeitsbedingungen (dazu gehört auch eine familien- und freizeitfreundliche Arbeitseinteilung) sowie – Wertschätzung. Wenn Letztere gefehlt hat und nach der Erfahrung von Innehalten, oft Jobverlust, aber auch Umorientierung während der Pandemie, fragen sich viele DienstnehmerInnen zu Recht: Warum soll ich mir das nochmals antun? Übrigens auch, wenn sie aus der Pension zurückgeholt werden sollen.
Vielen DienstgeberInnen ist gar nicht bewusst, dass sich ihre Angestellten nicht genügend wertgeschätzt fühlen. Es ist aber wert zu hinterfragen: Ist mir klar, dass meine MitarbeiterInnen mein größter Schatz sind, ohne den hier nichts wirklich läuft? Lasse ich sie das auch wissen? Gibt es in unserem Betrieb ein Klima, in dem sich jeder und jede anerkannt und wertgeschätzt fühlt?