Feste feiern!
Unlängst verfolgte ich auf Social Media eine heiß entbrannte Diskussion über den Muttertag. In einem Artikel wurde er als archaisch, anarchisch und völlig unnötig bezeichnet. Die Menschen, die dem zustimmten, verkündeten stolz, auch Geburtstage, Weihnachten und dergleichen zu hinterfragen und aus Protest gar nichts zu feiern. Irgendwie machte mich das traurig.
Jetzt kann man natürlich vor allem das Konsumgetriebene an Festtagen kritisieren, beziehungsweise, um beim Beispiel Muttertag zu bleiben, die üblichen Argumente hervorholen: Mütter leisten das ganze Jahr über etwas, das Bild der Mutter, ohne die der Haushalt auseinanderfällt, ist überholt (ist das wirklich immer so? ;-)), und am allerbefremdlichsten, tatsächlich so gelesen: Kinder kommen nicht auf die Welt, um an einem Tag im Jahr ihre Mutter zu feiern – selten so etwas Komisches gelesen.
Wir befinden uns mitten in der Pandemie, außer ein paar Lichtstreifen am Horizont wie die Öffnung der Gastgärten und neue Impflieferungen können wir noch nicht behaupten, es sei vorbei. Blicken wir auf die vergangenen bald eineinhalb Jahre zurück, so können wir summa summarum wohl sagen: Ja, wir konnten Lebensmittel besorgen und haben ein Dach über dem Kopf. Wir konnten rausgehen, um Sport zu betreiben oder um spazieren zu gehen. Abgesehen davon, dass tatsächlich viele Existenzen zerstört sind und viele Menschen liebe Angehörige verloren haben – ist das wirklich alles, was uns Menschen ausmacht? Existieren?
Noch am Beginn des Pandemiejahres 2020 gab das Konzerthaus eine Festschrift heraus, die sich vor allem mit der kulturellen menschlichen Eigenart des Festefeierns beschäftigte – als einem wesentlichen Teil unseres Daseins. Wir leben nicht nur, um zu essen, zu arbeiten und schlafen zu gehen. Es gibt eine Zeit des Schaffens und der Ernte.