Wien sperrt auf
Es ist so weit. Schon Tage vorher bereiten wir ApothekerInnen, besonders die testenden unter uns, uns auf den Tag mitten im Mai vor. Sieben Monate lagen Kultur, Sport und Gastronomie in einem Dornröschenschlaf ohne absehbares Ende. Teile der Gastronomie konnten sich mit Take-away über Wasser halten. Meine Mittagspausen sahen dann so aus, dass ich bei Schönwetter im Park, bei Schlechtwetter unter dem Vordach eines Innenhofes und, wenn es gar nicht anders ging, erst wieder in der Apotheke mein abgeholtes, lauwarmes Mittagessen verzehrte.
Wir wappneten uns und rechneten mit dem großen Ansturm an Testungen – der natürlich auch kam, aber sich wieder auch nicht so sehr unterschied von den Tagen und Wochen davor. Wir sind nun einmal eine große Apotheke, die mehrere hundert Menschen am Tag testen kann, nebst den mehreren hundert, die aus anderen Gründen kommen.
Die Verwirrung ist trotzdem groß. Brauch ich jetzt beim Friseur einen Test oder nicht? Muss ich mich als Friseuse jetzt nur einmal pro Woche testen oder mehrmals? Fragen über Fragen, die wir, als flexibles Gesundheitspersonal nebst unserer Kernkompetenz, dem Aushändigen und Beraten von Arzneimitteln, schon länger so professionell wie möglich zu beantworten versuchen.
Wir wundern uns zwar schon lange über die vielen jungen Menschen mit Smartphone, die nicht in der Lage sind, einen Termin selbstständig auszumachen, genauso wie über viele ältere Menschen, die das ohne Probleme mühelos schaffen, glauben aber inzwischen, dass es nicht nur ein Akt der Bequemlichkeit, sondern auch eine Sache des Sprachverständnisses ist. Dazu mehr an anderer Stelle. Fakt ist, Wien sperrt auf, und alle wollen dabei sein – heute.