„Wollte unbedingt in die Spitalspharmazie“
Die Rudolfstiftung ist neben dem AKH das einzige innerstädtische Schwerpunktspital des Krankenanstaltenverbundes. Ein Besuch bei Spitalsapothekerin Mag. Sandra Freimann-Pircher. (Pharmaceutical Tribune 10/19)
Ein rechteckiger Raum mit einem großen Besprechungstisch, Poster von Miró und Klimt schmücken die Wände. Vom Souterrain-Fenster vor dem Schreibtisch dringt wenig natürliches Licht herein: So sieht es im Büro von Mag. Sandra Freimann-Pircher aus. Seit 2001 leitet die 43-jährige Fachapothekerin für Krankenhauspharmazie die Apotheke im Krankenhaus Rudolfstiftung in Wien-Landstraße. Demnächst soll das 1858 gegründete Spital in „Klinik Landstraße“ umbenannt werden. Außerdem werden die Kinderabteilung und die bisher zum Spital gehörige Semmelweisklinik künftig dem Krankenhaus Nord zugeordnet – mit Ausnahme der Neonatologie.
Wie sich das auswirkt, ist noch nicht bekannt. Fest steht allerdings, dass das in den späten Sechzigern neu gebaute Spital drei besondere Steckenpferde hat, die auch für die damals hinzugekommene Apotheke charakteristisch sind: Schilddrüse, Augen und Haut. „Mit acht Apothekerinnen und zehn pharmazeutischen Assistenten sind wir eine vergleichsweise kleine Krankenhausapotheke, verfügen aber über das gesamte pharmazeutische Portfolio: Die Augenund die Neonatologie-Abteilung erfordern eine große Sterilproduktion, die Dermatologie eine entsprechende Produktion im galenischen Bereich“, erzählt die gebürtige Steirerin, die schon als Aspirantin ins Haus kam. „Ich wollte unbedingt ins Spital, in Graz gab es damals aber keine Aspirantenstellen.“ Die Rudolfstiftung war für Freimann- Pircher auch wegen der bereits seit 1992 bestehenden zentralen Zytostatika-Zubereitung interessant. „Damit gehörte das Haus zu den Pionieren.“
Immuntherapie bei Melanom
Heute ist die pharmazeutische Versorgung von Krebskranken vor allem angesichts der vielen und vergleichsweise jungen Melanompatienten wichtiger denn je, auch wegen der Immuntherapie. „Bei diesbezüglichen Studien waren wir frühzeitig dabei“, betont Freimann- Pircher. Die zweifache Mutter freut sich darüber, „wie sehr sich durch die Immuntherapie die Prognose im fortgeschrittenen Stadium verbessert hat.“ Der Wehrmutstropfen: „Nicht alle Patienten sprechen darauf an. Immerhin kommen bei innovativen hochpreisigen Arzneimitteln vermehrt Cost-sharing-Modelle zum Einsatz, die bei Nichtansprechen die Kosten senken.“
Noch besser wäre allerdings „ein zuverlässiger Marker zur Vorhersage, welche Krebskranken von der Immuntherapie profitieren könnten. Viel versprechend ist diesbezüglich die liquid biopsy.“ Während Immuntherapie wie Zytostatika in der Apotheke zubereitet werden, gilt es bei einem anderen innovativen Krebsmittel – gentechnisch veränderten Herpesviren – die Lieferung zu überwachen. „Bei biogenen Arzneistoffen ist die Logistik besonders komplex, oft gibt es nur ein kleines Zeitfenster zwischen Lieferung und Applikation, in dem das Präparat wirksam ist“, so Freimann-Pircher.
Steckenpferd
Derzeit baut sie gerade die Klinische Pharmazie aus – ein Bereich, in dem sie bereits ihre Diplomarbeit geschrieben hat: Ihr Betreuer hieß Prof. Steve Hudson von der University of Strathclyde in Edinburgh, in den Neunzigern einer der Vorreiter in Sachen Klinische Pharmazie. „Eine Apothekerin steht schon regelmäßig am Krankenbett, eine zweite beginnt gerade damit“, erzählt Freimann-Pircher. Auf der Chirurgie und der Onkologie besteht bereits einige Routine, die Intensivmedizin und die Interne Abteilung könnten bald folgen, „die Interne würde nicht zuletzt aufgrund der vielen betagten, multimorbiden Patienten profitieren.“
APO-Steckbrief:
- Krankenhausapotheke Rudolfstiftung
- Spezialisierungen: Produktion von jahrlich ca. 33.000 Einheiten an Salben, Cremen, Gelen, Badeolen und Losungen, Sterilproduktion fur die Augen- und Neonatologie-Abteilung, Zentrale Zytostatikaherstellung, pharmazeutische Betreuung von Studien
- Services und Dienstleistungen: Klinische Pharmazie
APOPRIVAT
Mag. Sandra Freimann-Pircher
Motto Es lebt sich entschieden leichter, wenn man in allem, was passiert, etwas Gutes sieht. Auch wenn sich das oft erst aus einer gewissen Distanz zeigt. Beruflich ist permanentes Anpassen an diverse Umstrukturierungen und sonstige Veränderungen unabdingbar. Zuletzt ging es etwa um die Implementierung der Fälschungsrichtlinie. Der positive Nebeneffekt in diesem Fall: Die Mitarbeiter in der Warenübernahme bekamen eine neue Einrichtung.
Work-Life Ob Bergsteigen, Skitouren gehen et cetera: Viel Bewegung in der freien Natur ist für mich als Ausgleich sehr wichtig, arbeite ich doch den ganzen Tag bei künstlichem Licht.
Laster Schokolade! In der Fastenzeit verzichte ich aber darauf.