Der Apotheker als Kaffee-Aficionado
Was ein unkonventioneller oberösterreichischer Apotheker aus seiner Affinität zu Frankreich und dem schwarzen Gold gemacht hat. (Pharmaceutical Tribune 6-7/19)
Auf wie viele Wörter es Mag. Georg Hrovat pro Sekunde bringt, wäre wert zu erheben. Klar ist: Den Konzessionär kennzeichnet ein rekordverdächtig rasantes Sprechtempo. Möglicherweise liegt das in der Familie, sicher ist, dass dem Apotheker in vierter Generation eine gewisse Affinität zu Offizin und Tara, ja zum Unternehmertum generell in die Wiege gelegt wurde. Neben der Entwicklung unzähliger Hausspezialitäten in der Vergangenheit kennt man die Hrovats in der Branche auch aufgrund einer Erfindung: ein Unterteilungs- und Lagersystem, das heute nicht nur in Apotheken, sondern im Gesundheitsbereich generell zum Einsatz kommt. Die Erfinder waren Hrovats Vater und dessen Bruder. Mit dem Onkel gemeinsam leitete Georg Hrovat 20 Jahre lang die Kurapotheke in Bad Ischl. 2009 schließlich baute er seine eigene Apotheke, blieb allerdings der Gegend treu.
Die „Apotheke im Baumhaus“ liegt im nur neun Kilometer entfernten Bad Goisern, anders als die Kurapotheke etwas außerhalb des Zentrums. Der Betriebsname ergab sich so: Erstens erinnert die Anordnung der Dachbalken im Inneren an eine Baumkrone. Zweitens wurde die Tara so gebaut, dass es aussieht, als wachse ein Baum daraus. Damit nicht genug, sitzen auf den Ästen exotische Holzvögel. Hinter der Tara stellen Karikatur-Bilder die elfköpfige Belegschaft dar. Hrovat setzt mit seinem Betrieb auf Individualität und Humor. Das zeigen auch die Warenpräsentation auf einer alten Hobelbank aus Venedig, der Internet-Auftritt oder die Auslagendekoration, wo schon einmal riesige Kaffeesäcke auffallen.
Stichwort Kaffee: In der Apotheke bekommt jeder Kunde eine Tasse aus der Espressomaschine auf der Tara. „Dadurch kommt man mit den Kunden ins Reden und sie fühlen sich wohl“, so Hrovat. Seit fünf Jahren empfängt der Apotheker die Menschen nun schon mit diesem „preisgünstigsten aller Werbegeschenke“. Es handelt sich nämlich um selbst hergestellten Kaffee, den Hrovat packungsweise auch zum Verkauf anbietet. „In Paris habe ich kleine Röstereien entdeckt, die es bei uns kaum mehr gibt. Das weckte mein Interesse und ich habe begonnen, mich damit auseinanderzusetzen.“
Synergien nützen
Die halbjährlichen halb privaten, halb beruflichen Trips nach Paris unternimmt er bis heute. Zusammen mit seiner Frau, die ein Concept Store in Bad Ischl betreibt, sucht er dort interessante Produkte für die Freiwahl. „Der Ständer mit Bürsten etwa ist ein Resultat davon, ebenso Kunstblumen für die Dekoration, französische Seife und Weihnachtsgeschenke aus dem Drogeriebereich.“ Ohne die Zusammenarbeit wäre die Sache nur halb so interessant. „Was sich in der Apotheke nicht gut verkauft, übernimmt meine Frau für ihr Geschäft und umgekehrt“, erzählt Hrovat und fügt hinzu: „Das Apothekengeschäft wird immer schwieriger, unternehmerisches Denken war also noch nie so wichtig wie heute“, so der Apotheker, der sich bis vor Kurzem auch im Tourismusverband Bad Ischl engagiert hat. Ein Synergieeffekt ergibt sich nicht nur aus dem beruflichen Austausch mit der Gattin, sondern durch die im Haus eingemietete Physiotherapeutin, speziell aber aus dem Wundmanagement, zumal es in Österreich nur sehr wenige ambulante Stellen gibt, die sich auf dieses Thema spezialisiert haben. Mit Dr. Carolina Klade ist außerdem eine Pharmazeutin an Bord, die unter einer eigenen Marke ein umfangreiches Sortiment an Aromatherapeutika für Kinder entwickelt hat.
APO-Steckbrief:
- Apotheke im Baumhaus Bundesstraße 112, 4822 Bad Goisern
- www.apoimbaumhaus.at
- Spezialisierungen: Aromatherapie, TEM, Homöopathie, Schüßler-Salze, Rostock-Essenzen, Kosmetik
- Services und Dienstleistungen: Begrüßungskaffee, Antlitzanalyse
APOPRIVAT
Mag. Georg Hrovat
Motto „Sei es, wie es sei, stirbt die Goaß, bleibt des Hei“, habe ich kürzlich in einem Gerhard Hader-Kabarett gehört. Soll heißen: Wer etwas verliert, gewinnt gleichzeitig etwas anderes. Daran glaube ich.
Humor Aufgrund der untypischen Einrichtung fragen Kunden oftmals, ob das wirklich eine Apotheke ist. Selbstironie beweisen wir durch unsere Homepage und die Karikaturen der Belegschaft.
Laster Wenn man so will, gehört dazu, dass ich täglich acht bis zehn Tassen Kaffee trinke. Allerdings glaube ich, dass jahrhundertealte Getränke eine positive Wirkung auf die Menschheit haben.
Work-Life Ich betreibe mit meinem Cousin, dem Bürgermeister und einem Steuerberater das Bad Ischler Lehartheater, wo Kino, Theater, Konzerte und Kabaretts stattfinden.