19. März 2019

Landapotheker aus Überzeugung

Im Tiroler Fieberbrunn hat ein sportaffiner Pharmazeut seine ideale Apotheke gesucht und gefunden und 2015 als Konzessionär übernommen. (Pharmaceutical Tribune 5/19)

Das Stadtleben ist seine Sache nicht: Vor nunmehr 22 Jahren ließ sich Mag. Martin Seelos deshalb in Fieberbrunn in den Kitzbüheler Alpen nieder. Der 4.300-Einwohner-Ort hatte die für ihn richtigen Dimensionen. Und: Er fand dort nach einigen pharmazeutischen „Wanderjahren“ quer durch Österreich einen Arbeitsplatz genau nach seinen Vorstellungen, „ohne großen Verkaufsdruck“: die Pillersee-Apotheke, benannt nach dem nahe gelegenen Gebirgssee. 2005 übernahm Seelos den Betrieb schließlich von seinem Vorgänger Mag. Herbert Schmid – vorerst in Pacht, seit Ende 2015 ist er Konzessionär und Inhaber.

Die Lage der Apotheke an der Peripherie von Fieberbrunn hatte sich ursprünglich durch zwei Hausapotheken- führende Ärzte im Zentrum ergeben. Heute profitiert man von einer Ärztegemeinschaft aus drei Allgemeinmedizinern in unmittelbarer Nähe und der verkehrsgünstigen Lage. Einmal sei die Apotheke als Schauplatz für einen Krimi auserkoren worden, erzählt Seelos und schmunzelt. „Einen Vormittag lang haben wir damals den Betrieb immer wieder für zehn Minuten zum Drehen geschlossen. Die Szene dauerte dann allerdings keine zehn Sekunden lang.“

Neue Größe

Als neuer Inhaber stellte Seelos 2017 fest: Die Zeit ist überreif für einen Totalumbau! „Vor der Gründung der Apotheke 1974 befand sich hier ein Stall. Das für ein Geschäftslokal passende Fundament fehlte daher. Also wurden die Wände herausgerissen und eine Wärmedämmung eingebaut.“ Gleichzeitig optimierte man die Aufteilung und vergrößerte die Offizin von 30 auf 80 Quadratmeter. „Wir haben etwa die Tara, die früher mitten im Raum stand, nach hinten versetzt und die Schnellrezeptur neben dem Verkaufspult ganz entfernt. Ein Labor reicht ja!“ Besonders oft würden dort „individuelle Rezepturen gegen Hautprobleme zubereitet, auch Neurodermitis.“

Für die vergrößerte Offizin gilt die Maxime: „Klar abgegrenzte Themenbereiche, wo sich der Kunde gut zurechtfindet, kein Überfüllungsangebot.“ Als kleines Extra fällt der Ständer mit Lesebrillen auf, der besonders bei Touristen gut ankommt. Das neueste Serviceangebot für eilige Kunden wiederum gibt es außen: den elektronischen Safe zum Abholen bestellter Artikel außerhalb der Öffnungszeiten. Im Ort kennt man Seelos auch als Gründer und Trainer des Taekwondo- Clubs. Außerdem ist er einer der Nationaltrainer und obendrein staatlich geprüfter Lehrer im Sportwesen. Seinen Kunden zeigt er daher schon einmal „Dehnübungen und Massagedruckpunkte“. Oder er legt Tapes an, die Zusatzausbildung dafür hat er in der Tasche. Ein sportaffiner Konzessionär wie Seelos zieht aber auch Athleten als Kunden an, „darunter prominente Biathleten“.

Der Apothekerberuf wurde dem aus Wattens stammenden Pharmazeuten nicht etwa in die Wiege gelegt. „Ich war in der Familie der Erste, der eine Uni besuchte.“ Der koreanische Kampfsport habe ihm „Ausgeglichenheit, Selbstvertrauen und Empathie“ gebracht. Das mag zu seinem Weg beigetragen haben, ist aber sicherlich ein gutes Rüstzeug für den Umgang mit Kunden und den zwölf Mitarbeitern. Diese haben neben fachlichen Schulungen auch solche zur Optimierung des Telefonverhaltens absolviert. „Der Kunde muss sich sofort angenommen fühlen.“ Umso mehr, als in der Fremdenverkehrsgemeinde viele unbekannte Gesichter in die Apotheke kommen. Seit 2015 noch öfter. Da wurde Fieberbrunn an den Skizirkus Saalbach-Hinterglemm angebunden und hochwertige Hotelanlagen kamen dazu. „Die Frequenz steigt dadurch.“

APO-Steckbrief:

  • Pillersee-Apotheke Rosenegg 54, 6391 Fieberbrunn
  • Spezialisierungen: Homöopathie, Schüßler-Salze, Mikronährstoffe, NEM, Sportnahrung, apothekeneigene Kosmetik
  • Services: Kosmetikberatung. Medikationsmanagement, elektronischer Abholautomat

APOPRIVAT
Mag. Martin Seelos

Motto Genieße jeden Tag, du erlebst ihn nur einmal. „Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie vergebens auf das große warten“, sagt Pearl S. Buck.
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Als mich eine Kundin fragte, was ich von ihren Brüsten halte, dachte ich: Das kann jetzt nur die versteckte Kamera sein! Aber die junge Dame meinte es ernst. Sie erzählte von einer Freundin, die durch eine bestimmte Pille eine wesentlich größere Brust bekommen hatte. Ich solle doch tasten, ob das bei ihr auch möglich sei. Stattdessen habe ich dem Fräulein erklärt, dass die Nebenwirkungen unterschiedlich ausfallen können.
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