11. März 2019

Apotheker in erster Generation

Ein ehemaliger Drogist verleiht einer Welser Apotheke nicht nur äußerlich ein neues Gesicht. Auch den Schwerpunkt verlagerte er in Richtung Naturheilprodukte. (Pharmaceutical Tribune 4/19)

Ein Apotheker im zweiten Bildungsweg, das hat in Österreich Seltenheitswert. Erst recht, wenn der ursprüngliche Job ein Lehrberuf ist. Auf Mag. Andreas Gruber trifft das zu. Unter seinen Verwandten war weit und breit kein Pharmazeut, der sein Interesse für die Tara hätte wecken können. „So habe ich zunächst eine Lehre als Drogist absolviert. Damit kam schließlich die Neugier auf die Naturheilkunde“, erzählt Gruber, für seine Mitarbeiter schlicht „der Andreas“, in gut vernehmbarem Oberösterreichisch. An das milde Lächeln, das er damals von so manchem Drogistenkollegen als Reaktion auf seine Studienpläne erntete, erinnert er sich noch gut. „Sie wollten nicht recht glauben, dass daraus etwas wird.“ Gruber bewies ihnen nicht nur das Gegenteil, er schaffte es sogar an die Spitze der 1993 gegründeten Apotheke Nord, jenem Betrieb am Stadtrand von Wels, wo er 2001 als frisch gebackener Magister anheuerte.

Hausgemacht in der Nacht

Seit Gruber die Apotheke 2010 übernommen hat, ist viel passiert. So verpasste er dem Betrieb einen Naturheil- und Eigenprodukt- Schwerpunkt. „Es fing damit an, dass ich im Nachtdienst einen Hustensaft entwickelt habe.“ Mit weiteren Eigenprodukten wie Eisenpräparaten aus dem Curryblatt und natürlichen Cholesterinregulatoren aus Haferextrakt und Artischocken ging es weiter. Sein spezielles Steckenpferd ist heute, neben NEM bei Stress und Antriebslosigkeit, eine eigene Mischung für Patienten mit Morbus Hashimoto. „Das NEM kann die schulmedizinische Schilddrüsenhormontherapie ergänzen. In Zusammenarbeit mit einem Welser Nuklearmediziner habe ich eine einjährige Anwendungsbeobachtung bei 40 Hashimoto-Patientinnen gemacht. Bei vielen Teilnehmern konnten die spezifischen Hashimoto-Antikörper gesenkt werden.“ Eigenprodukte wie diese verkauft Gruber neuerdings auch online.

Einsatz für Versorgungslage

Darüber hinaus betreibt er im Haus gegenüber ein Gesundheitszentrum, wo er zu ausführlichen Info-Abenden zu den unterschiedlichsten Gesundheitsthemen lädt. Derzeit ordiniert dort auch eine allgemeinmedizinische Wahlärztin mit den Schwerpunkten Ästhetische Medizin und bioidente Hormone. Im Rahmen der Initiative „Pro gesundes Wels“ macht sich Gruber außerdem für ein Primärversorgungszentrum in Wels Nord stark. „Bedingt durch Pensionierungen hat sich die medizinische Versorgungslage in der Gegend verschlechtert.“ Erfreulicher sind da schon der Einbau eines Arzneimittelautomaten sowie die nagelneue und höchst individuelle Innenausstattung der Apotheke. Der Anlass: Die Größe der Offizin konnte verdoppelt werden und liegt jetzt laut Gruber bei 180 Quadratmetern. Als „alpin modern“ bezeichnet er den Einrichtungsstil. Möbel mit stark abgerundeten Kanten und ein Schuss knalliges Grün prägen das Bild. „Hier wiederholt sich das Thema unseres Logos: Wassertropfen auf einem grünen Blatt sollen die Heilkraft der Natur vermitteln.“

Der erste Eindruck zählt

„Am schönsten muss der Eingangsbereich sein“, lautete eine zentrale Vorgabe an den Innenarchitekten. Nahe der Eingangstür ortete der Konzessionär den richtigen Platz für das Kosmetikangebot, das elf Regalmeter und damit etwa ein Fünftel der Offizin füllt. Apothekenmarke und maßgeschneiderte Cremes nach Hautanalyse inklusive. Mit den Eigenprodukten wuchs auch die Mitarbeiterinnenzahl, 31 Angestellte sind mittlerweile an Bord. Abgesehen davon steht unabhängig von den Öffnungszeiten ein Außenautomat mit 70 OTC-Produkten zur Verfügung. „Das funktioniert toll.“

APO-Steckbrief:

  • Apotheke Nord, Oberfeldstr. 95, 4600 Wels
  • www.apothekenord.at
  • Spezialisierungen: Mutter-Kind, Bachblüten, Schüßler-Salze, Kosmetik
  • Spezialitäten: hauseigener Hustensaft, hauseigene NEMs, maßgeschneiderte Kosmetik
  • Services und Dienstleistungen: 24-Stunden- Automat, Hautanalyse und Kosmetikberatung

APOPRIVAT
Mag. Andreas Gruber

Erfolg „Teamführung ist die Königsdisziplin“, hörte ich von einem Freund vor meinem Schritt in die Selbstständigkeit. Ich habe mir ein perfektes Team mit innovativen, motivierten Mitarbeitern geschaffen. Darüber hinaus achte ich sehr auf gute Stimmung in der Belegschaft, eine schlechte bindet viel Energie, die dann für die Arbeit fehlt. Wer so wie ich von der Kollegen- in die Chefrolle wechselt, muss sich aber auch klar sein: Als Leitwolf ist man stets ein Einzelgänger. Schließlich halte ich am Ende des Tages den Kopf hin!
Work-Life Ich kann sehr gut abschalten und arbeite zu Hause prinzipiell nicht. Ansonsten schwöre ich auf gesunde Kost und Bewegung, wobei ich nichts übertreibe. Und die Gemütlichkeit darf auch nicht zu kurz kommen. Dazu gehört für mich ab und zu ein Glas Prosecco.