21. Feb. 2019

Allein unter Touristen

Warum eine sechs Jahre alte Pinzgauer Apotheke eine gar nicht so wundersame Rezeptvermehrung erwartet. (Pharmaceutical Tribune 3/19)

Noch drei Tage lang herrscht Hochbetrieb in der Apotheke Leogang – speziell in der Früh und ab 16 Uhr. Dann sind die Energieferien vorbei. „Noch mehr los ist nur in der Weihnachtszeit“, sagt Mag. Eleonora Hirk, die Leogangs einzige Apotheke gemeinsam mit ihrem Mann Mag. Edwin Hirk leitet. Die Gemeinde gehört zum drittgrößten Skigebiet Österreichs: dem Skizirkus Saalbach/Hinterglemm/Leogang/ Fieberbrunn. Auf den 3.300-Einwohner- Ort Leogang allein entfallen in der Wintersaison stolze 380.000 Nächtigungen. Früher ergab sich zwischen den Weihnachts- und den Energieferien durch das „Jännerloch“ eine kleine Verschnaufpause.

Mittlerweile gilt auch diese Zeit als Hauptsaison. Die wirklich große Änderung für das Ehepaar ist allerdings eine andere: Gab es zu Beginn noch zwei Hausapotheken im Ort, wird nun auch die zweite geschlossen. Mit einem großen Zuwachs an einzulösenden Kassenverschreibungen ist also zu rechnen. Nach der Gründung 2012 ging es für die Apotheke sechs Jahre lang vor allem darum, ein reiches Angebot an komplementärmedizinischen Mitteln und rezeptfreien OTC-Produkten zu schaffen.

Dementsprechend wurden die Aspekte Vorbeugung und Wellness forciert. Die Hirks eigneten sich daher Zusatzausbildungen wie Antlitzanalyse, Nährstoffakademie, Darmberatung oder Fitnesscoach an und sorgten für die Möglichkeit diskreter Beratungen in einem eigens dafür geschaffenen Raum. In der Freiwahl der 60 Quadratmeter großen Offizin sticht etwa das Räucherwerk hervor. „Räuchern hat hier eine lange Tradition, nicht nur zu den Raunächten in der Weihnachtszeit. Im Mittelpunkt steht meist der Weihrauch, der mit Kräutern und Harzen verfeinert wird.“

Briefe, Päckchen & große Pflaster

Eine weitere Möglichkeit, Kunden in Gemeinden mit Hausapotheken anzusprechen, bot die von Anfang an bestehende Postpartnerschaft. „Uns war ganz wichtig, dass uns die Menschen kennenlernen“, so Hirk. Alle vier PKAs wurden am Postschalter eingeschult und sind speziell in der Vorweihnachtszeit im Großeinsatz. Da das Hauptgeschäft auf die Wintersaison fällt, arbeiten in diesen Monaten vier statt drei Pharmazeuten in der Apotheke. Wobei auch der Sommertourismus wächst, was etwa den Mountainbikern und dem Leoganger Mountainbike Downhill Weltcup zu verdanken ist.

„Geht es im Winter an der Tara stark um Erkältungen, das Besorgen vergessener Medikamente oder Druckstellen in den Skischuhen, brauchen in der warmen Jahreszeit Biker sehr viele große Pflaster“, erzählt die Konzessionärin. Ein Phänomen, das immer öfter auftaucht, ist die „holi day disease“. „Die Menschen sind im Alltag zunehmend gestresst. Sobald die Anspannung urlaubsbedingt nachlässt, wird so mancher krank oder bekommt zumindest Migräne“, so die aus Graz stammende dreifache Mutter Eleonora Hirk. Ihren Ehemann Edwin lernte sie während des Studiums in Graz kennen. Auf das Aspirantenjahr im oberösterreichischen Micheldorf folgten Anstellungen in Linz, Zell am See-Schüttdorf und Saalfelden. Edwin Hirk arbeitet heute noch in Teilzeit als angestellter Apotheker in der Region.

„Nach Linz kam der Wunsch, aufs Land zu ziehen“, erzählt Eleonora Hirk. Die dazu passenden Jobs fand man 2001 in Saalfelden. Eigentlich wollte die Familie nur ein paar Jahre in der Gegend bleiben. Dann tat sich die Möglichkeit auf, in Leogang eine öffentliche Apotheke zu gründen. Durch die zweite geschlossene Hausapotheke im Ort wird das Geschäft jetzt interessanter denn je.

APO-Steckbrief:

  • Apotheke Leogang, 5771 Leogang 19
  • www.apotheke-leogang.at
  • Spezialisierungen: Tapes, Verbände, Darmgesundheit, Orthomolekulare Medizin, Aromatherapie, Homöopathie, Schüßler-Salze, Bachblüten, Räucherwerk, Kosmetik
  • Services und Dienstleistungen: Postpartnerschaft, Altmedikamente- Entsorgung, Sportberatung durch drei ausgebildete Fitness-Coaches an Bord, Anlegen einfacher Verbände, Antlitzanalyse

APOPRIVAT
Mag. Eleonora Hirk

Motto Ich habe immer gerne ein Ziel vor Augen, aber man muss auch flexibel genug sein, einen anderen Weg einzuschlagen, wenn Plan A unrealistisch wird. Zumal sich Plan B im Nachhinein oft als goldrichtig erweist. So wollten wir eigentlich einen Baugrund in Saalfelden kaufen, fanden dann aber ein Privathaus in Leogang. Zudem wollten wir anfangs nur für zwei Jahre bleiben. Nun betreiben wir schon seit sechs Jahren eine Apotheke hier.
Erfolg stellt sich von selbst ein, wenn man tut, was man gerne tut, und mit dem Herzen dabei ist.
Work-Life Die Familie ist sehr wichtig als Ausgleich und gibt einen guten Halt in schwierigen Situationen. Darüber hinaus versuche ich, viel Sport in der Natur zu betreiben, um den Kopf wieder frei zu bekommen.