25. Juni 2018

Die Apotheke einer Unternehmerdynastie

Adler Apotheke, Außen- und Innenansicht
Fotos: Florian Neumueller

Vom Hausmittel zum Kaufen bis zur Creme zum Selbermachen: Eine uralte Welser Innenstadt-Apotheke versucht auf vielfältige Art und Weise, Aufmerksamkeit zu erregen. (Pharmaceutical Tribune 10/2018) 

Am 24. Mai hat die die Welser Adler- Apotheke ihre neu gestaltete „Rezepturküche“ für die Öffentlichkeit geöffnet. Interessierte Kunden konnten hier ihre individuelle Bio-Hautpflege unter Anleitung selber machen. Die jeweilige Rezeptur wurde anschließend in der am Stadtplatz gelegenen Apotheke gespeichert, damit die Creme bei Bedarf jederzeit nachgemischt werden kann. Der Hauptplatz des Stadtzentrums war früher für Apotheken, ja für Geschäfte generell, eine unschlagbare Lage. Bis per Auto bequem erreichbare Fachmarktzentren und Shopping-Tempel am Stadtrand aus dem Boden schossen.

Konzessionär Mag. Florian Fritsch betont daher: „Als Apotheke und Drogerie in einer kleinen Fußgängerzone im Zentrum muss man sich heute schon etwas Spezielles einfallen lassen.“ Der „Do-it-yourself- Tag“ am 24. Mai ist dabei nur ein Puzzlestein von vielen. Um die Autofahrer anzusprechen, kauft der Betrieb dem Magistrat massenhaft Parkmünzen ab. Wer etwas in der Apotheke kauft, bekommt den Euro für den nahen Parkplatz zurück.

Expertise in „Atlaslogie“

Da man als Apotheke mit angeschlossener Drogerie mit den Diskontpreisen der Drogeriemärkte nicht mithalten kann, setzt Fritsch auf Exklusivität. So führt der Betrieb bestimmte Düfte, die es sonst nirgends in Wels gibt. Darüber hinaus ist direkt an die Apotheke ein 160 Quadratmeter großes Fußpflege- und Kosmetikstudio angeschlossen. Im zweiten Stock bietet Fritsch’s Tochter, die studierte Pharma- und Gesundheitsmanagerin Laura Hofinger, sogenannte Atlaslogie-Behandlungen an. „Der Atlas ist der erste Halswirbel und als Träger des Kopfes einer der wichtigsten Wirbel. Durch Stürze oder Unfälle kann er sich verschieben und dadurch Beschwerden auslösen. Bei der Atlaslogie wird der Wirbel in einer der Chiropraktik ähnlichen Behandlung wieder eingerichtet.“

In der 100 Quadratmeter großen, länglichen Offizin, die aufgrund des uralten Gewölbes selbst eine kleine Sehenswürdigkeit ist, fallen etwa fertige Hausmittel wie Zwiebelwickel und Essigpatscherl einer Bad Ausseer Firma auf. Nebenan können sich Kunden unter dem Titel „Genuss im Gwölb“ gesunde Jausen eines Bio-Caterers am Stehtisch schmecken lassen. Zum Mitnehmen gibt es „Genuss im Glas“, gesunde Gaumenfreuden aus der Region. Nicht zuletzt wurde die Apotheke in ein größeres Ganzes eingebettet. Der Betrieb bildet zusammen mit den umliegenden, ebenfalls im Besitz der Familie befindlichen Häusern ein Ensemble mit dem Namen „Stadtplatzgalerie“. Der Komplex enthält neben der Apotheke eine Galerie, zwei Restaurants und ein Praxiszentrum.

Vielfältige Familiengeschichte

Seit über hundert Jahren und drei Generationen ist die um 1600 gegründete ehemalige Richter-Apotheke nun in Familienhand – und damit im Besitz einer Unternehmerdynastie, die ehemals auch für ihre Eiernudeln bekannt war. Florian Fritsch fungiert nicht nur als Konzessionär, sondern auch als Eigner einer Pharmafirma, die sein Vater rund um die Apotheke gegründet hat. 1989 übernahm er als frischgebackener Pharmazie-Absolvent den Produktions- und Handelsbetrieb. „Seitdem hat sich der Umsatz verzehnfacht. Heute beschäftigen wir über 400 Mitarbeiter“, so Fritsch. Und während Ärzte mit Hausapotheken für die meisten öffentlichen Apotheker eine natürliche Konkurrenz darstellen, machen Fritsch und seine Mitarbeiter mit ihnen gute Geschäfte: Sie beliefern die Ordinationen landesweit mit Medikamenten.

APO-Steckbrief:

  • Adler-Apotheke Stadtplatz 12–14, 4600 Wels
  • www.adler-apotheke.co.at
  • Spezialisierungen: NEM, Kosmetik, Hausmittel wie Essigpatscherl und Zwiebelwickel zum Kaufen
  • Hausspezialitäten: „Lahmheiten- und Wundsalbe“
  • Services & Dienstleistungen: Kundenkarte, Gefäßaltermessung, Impfaktionen, professionelle Wundversorgung, Kosmetik-, Fußpflege und Atlaslogie-Behandlungen

APOPRIVAT
Mag. Florian Fritsch

MOTTO Das Leben selber zu gestalten, anstatt sich von anderen etwas anschaffen zu lassen: Das ist bei mir schon in der DNA verankert. Es gilt aber immer: Leben und leben lassen!
ERFOLG
Ich bin stolz darauf, im Leben schon einiges entwickelt zu haben. So habe ich den Umsatz der von meinem Vater gegründeten Firma Richter Pharma verzehnfacht. Wir haben heute 450 Mitarbeiter und vier Geschäftsfelder. Erfolg muss für mich aber nicht wirtschaftlicher Natur sein: Auch die Gründung eines Ruderclubs 1992 gehört dazu.
WORK-LIFE
Sportrudern, Schitouren gehen und ausgefallene Reiseziele wie zuletzt Grönland sorgen für den nötigen Ausgleich. Ebenso die Holzarbeit in unserer 70 Hektar großen Land- und Forstwirtschaft.