14. Okt. 2024„Gemeinsam gut entscheiden“

Choosing Wisely Austria

Die Initiative „Choosing Wisely“ ist vor einigen Jahren auch in Österreich angekommen. Unter dem Motto „Gemeinsam gut entscheiden stehen bereits etliche Top-5-Listen für verschiedene Fachbereiche zur Verfügung.

Lächelnd Arzt Arzt medizinisches Personal oder Krankenschwester Mitte Erwachsene Frau
Foto: artmim/AdobeStock

„Choosing Wisely“ geht auf eine vor 30 Jahren lancierte Initiative des amerikanischen Boards für Innere Medizin (ABIM) zurück. In Analogie dazu startete in Österreich im Jahr 2017 die Initiative „Gemeinsam gut entscheiden“ mit dem Ziel, Ärztinnen und Ärzte im klinischen Alltag mit Empfehlungen zu unterstützen. Kernstück von „Choosing Wisely“ sind Top-5-Listen, die für verschiedene medizinische Fachbereiche eigens erarbeitet werden. Damit sollen Überdiagnostik und Übertherapie bei einer nicht minder guten Versorgung vermieden werden. Die Empfehlungen werden von Experten aus dem jeweiligen Fachbereich im sogenannten Delphi-Prozess erarbeitet.

Mittlerweile gibt es Top-5-Empfehlungen für etliche Fachbereiche wie Allgemeinmedizin, Geriatrie, Gynäkologie, Palliativmedizin etc. Mithilfe von eigens erstellten Broschüren können Patientinnen und Patienten über die Sinnhaftigkeit von medizinischen Maßnahmen (Diagnostik und Therapie) aufgeklärt werden.

Top-5-Liste für die Allgemeinmedizin

Die Top-5-Empfehlungen für die Allgemeinmedizin lauten wie folgt:

  • Antibiotika bei Erkältung: Bei Erkältung und Schnupfen sind Antibiotika in den meisten Fällen wirkungslos. Sie haben aber sehr wohl Nebenwirkungen.
  • Röntgen bei Rückenschmerzen: Bei akuten Rückenschmerzen ist eine radiologische Untersuchung nicht sinnvoll – außer es besteht Verdacht auf eine gefährliche Ursache.
  • Mittelohrentzündung: Bei milder, einseitiger Mittelohrentzündung bei Kindern soll vorerst auf Antibiotika verzichtet und abgewartet werden.
  • Bakterien im Harn: Bakterien im Harn erfordern nicht zwangsläufig Antibiotika. Nur wer Beschwerden hat, braucht eine Behandlung.
  • Untersuchung der Prostata: Vor Früherkennungsuntersuchungen der Prostata sollten Männer über ihr individuelles Risiko und mögliche Schäden aufgeklärt werden.

Nähere Informationen zu den einzelnen Empfehlungen finden sich in der Broschüre „Die Top 5 Allgemeinmedizin”, die dem Patienten auch mitgegeben werden kann. Experten erhoffen sich damit einerseits eine Zeitersparnis bei der Patientenaufklärung, andererseits eine rechtliche Absicherung bei unterlassenen Maßnahmen.

„Gemeinsam gut entscheiden“ – Choosing Wisely Austria – ist ein Kooperationsprojekt des Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Medizinischen Universität Graz und Cochrane Österreich am Department für evidenzbasierte Medizin und Evaluation der Universität für Weiterbildung Krems.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune