16. Nov. 2020Wie man bei andauernden Candidosen im Intimbereich vorgehen sollte

Hartnäckiger Scheidenpilz

Manche junge Frau wird immer wieder von Scheidenpilz geplagt. Neben der langwierigen Therapie ist es wichtig, Betroffene über Trigger aufzuklären.

Konzept für vaginale oder menstruelle Probleme. Junge Frau hält Papier mit SOS über Schritt.
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Wenn die Patientin über ein Jucken und Wundsein im Vaginalbereich klagt und ein weißer geruchloser Ausfluss sowie vielleicht Schmerzen beim Geschlechtsverkehr hinzukommen, liegt der Verdacht auf eine Candidose nahe. Meist verschwinden die Beschwerden durch ein Antimykotikum schnell wieder. Aber etwa jede elfte Frau zwischen 25 und 34 Jahren leidet wiederholt unter Infektionen mit Hefen der Gattung Candida.

Vier Episoden pro Jahr

Ab vier Episoden im Jahr spricht man von chronisch rezidivierenden Candidosen. Sie sind lästig und schränken die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Betroffenen ähnlich stark ein wie Asthma oder Migräne. Dass bei einigen die Scheidenflora immer wieder aus dem Gleichgewicht gerät, kann unterschiedliche Ursachen haben, schreiben Autorinnen der University of Sussex in Brighton. Bis zu 30 % aller Frauen entwickeln unter Antibiotika-Behandlung eine Candidose. Auch Immunsuppressiva oder Östrogen können die Hefen sprießen lassen. So sind Candidosen u.a. während einer Schwangerschaft oder Hormonersatztherapie häufiger. Frauen mit Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes, zystischer Fibrose oder bestimmten Hauterkrankungen sind ebenfalls anfälliger. Manchmal liegt es an zu enger, nicht atmungsaktiver (synthetischer) Kleidung, zu aggressiver Intimhygiene oder der Verwendung von Slipeinlagen. Sexuell übertragbar ist der Pilz nicht.

Typisch für eine Candidose sind der Ausfluss von meist topfenartiger Konsistenz und Hautläsionen. Hinzukommen können Fissuren und Schwellungen. Allerdings steckt hinter solchen Beschwerden nicht automatisch eine (rezidivierende) Candida-Infektion, warnen die Autorinnen. Sie raten, die Frauen sorgfältig zu untersuchen und einen Abstrich fürs Labor vorzunehmen, um die Art und Empfindlichkeit des Pilzes zu bestimmen oder ggf. auf sexuell übertragbare Erreger zu testen. Verursacht das Wattestäbchen beim Abstrich Schmerzen, könnte dahinter auch eine Vulvodynie stecken. Geht der Ausfluss von der entzündeten Haut aus, liegt eine Kontaktdermatitis nahe. Gelber, grüner oder geruchsintensiver Ausfluss sind ebenfalls Zeichen anderer Ursachen.

Ist eine körperliche Untersuchung nicht möglich oder wird diese verweigert, geben die Autorinnen ihren Patientinnen ein Abstrich-Set für zu Hause mit. Das sei aus ihrer Erfahrung auch hilfreich, wenn man anhand der Anamnese eine wiederkehrende Candidose vermutet, der initiale Abstrich aber unauffällig war.

Ob man direkt therapiert oder das Laborergebnis abwartet, entscheidet man mit der Patientin je nach Schweregrad der Symptome und Wahrscheinlichkeit für alternative Diagnosen. Meist ist C. albicans der Auslöser. Hier behandelt man mit oralem Fluconazol – über sechs Monate. Alternativ kann man zunächst topisches Imidazol und zur Erhaltung Clotrimazol intravaginal oder orales Itraconazol verwenden. Bei (potenziell) Schwangeren und Stillenden ist von oralen Präparaten abzusehen.

Beschädigte Kondome

Handelt es sich um eine andere Candida-Art (z.B. C. glabrata), hilft Nystatin besser. Einige Cremes oder Intravaginaltabletten schädigen allerdings Kondome und sollten immer nach dem Sex appliziert werden. Bleibt der Therapieerfolg aus, hat man entweder den Erreger falsch identifiziert, einen resistenten erwischt oder es lag eine weitere bzw. andere Erkrankung vor.

Auch sinnvoll: die möglichen Trigger einer Pilzinfektion erläutern und darauf hinweisen, Haut- und Intimbereich nicht mit parfümierten Seifen zu reinigen. Die Ernährung umzustellen ist dagegen – sofern kein Diabetes vorliegt – nicht nötig, ebensowenig die gleichzeitige Therapie asymptomatischer Partner. Auch von Teebaumöl raten die Autorinnen ab.

Lines A et al. BMJ 2020; 369: m1995

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune