Adipositas: Dick ist nicht gleich dick
Die Adipositas-Medizin ist im Wandel. Neue potente Medikamente, aber auch die Möglichkeit der Phänotypisierung und der individuellen Ausrichtung der Therapie führen zu einer immer besseren Behandlung. Die Internistin und Adipositas-Spezialistin Dr. Susanne Maurer, Adimed Zentrum für Adipositas- und Stoffwechselmedizin Winterthur, referierte am Forum für medizinische Fortbildung Gynäkologie Update Refresher darüber, was Gynäkologinnen und Gynäkologen als wichtige Ansprechpartner über Adipositas bei der Frau wissen sollten.
Nach wie vor definiert der Body Mass Index (BMI) die Adipositas: ab 25 kg/m2 besteht Übergewicht, ab 30 kg/m2 Adipositas. «Hohes Gewicht allein ist jedoch noch nicht pathologisch», erklärte Dr. Maurer. Erst mit Komorbiditäten wird Adipositas zur Krankheit. Der BMI ist denn auch eher ein Screening-Kriterium. «Für die Behandlungsindikation sollte daher nicht zu sehr auf den BMI geschaut werden, sondern mehr auf Begleiterkrankungen, Leidensdruck und/oder auf die Fettverteilung», betonte die Expertin. Die Ursachen der Adipositas sind sehr komplex. Neben biologischen Faktoren wie Genetik, Stoffwechsel oder Hormonen spielen auch soziodemografische und wirtschaftliche Faktoren, aber auch Umwelt, Psyche und Verhalten eine Rolle. Das Gewicht ist nur ein Symptom der Erkrankung Adipositas.
Die Fettverteilung spielt eine wichtige Rolle
Es gibt verschiedene Formen der Fettgewebsverteilung. Die Adipositas ist eine weiche generalisierte Fettgewebsvermehrung in der Unterhaut, bevorzugt am Rumpf. Bei Frauen häufig ist eine «Reiterhose». Sie wird durch eine Lipohypertrophie, eine anlagebedingte Fettgewebsvermehrung an den Extremitäten, verursacht. Als Lipödem gilt ein ödematisiertes schmerzhaftes Fettgewebe bei Lipohypertrophie. Beim Lipödem können die Fettzellen so viel Fett speichern, dass sie gross wie eine Orange werden, das umgebende Gewebe zerreissen und eine Entzündung verursachen, so die Referentin.