Stabiler Start ins Leben?
Die Gabe von hoch dosiertem Vitamin D in der Schwangerschaft wirkt sich scheinbar positiv auf die Knochenparameter der Kinder aus. Experten warnen jedoch davor, die empfohlene Dosis voreilig zu versiebenfachen.
Die Weichen für eine gesunde Knochenentwicklung werden bereits im Mutterleib gestellt: Bei Mineralisationsdefiziten, beispielsweise in Folge eines Vitamin-D-Mangels, drohen Rachitis und Frakturen, in weniger ausgeprägten Fällen steigt möglicherweise das Osteoporose-Risiko.
Durch eine hoch dosierte Vitamin-D-Supplementation während der Schwangerschaft lässt sich die Skelettmineralisation der Kinder bis zum Schulalter günstig beeinflussen, berichten Dr. Nicklas Brustad von der Universität Kopenhagen und Kollegen.1 Im Rahmen der COPSAC2010-Studie waren 315 werdende Mütter ab Schwangerschaftswoche 24 bis sieben Tage nach der Geburt täglich mit 2800 IU Vitamin D behandelt worden.
Mögliche Langzeitschäden bisher nicht untersucht
Als Kontrollen für die Sekundäranalyse des Wissenschaftlerteams dienten 308 Frauen aus der Studie, die nur die üblicherweise empfohlenen 400 IU erhalten hatten. Im Alter von drei und sechs Jahren untersuchte man die 517 Kinder der Studienteilnehmerinnen mittels DXA (Dual-Röntgen-Absorptiometrie) bezüglich des Knochenmineralgehalts und der Knochendichte.
In beiden Gruppen entwickelten sich die Kinder gleich gut und erlitten ähnlich häufig Frakturen. Der Nachwuchs der mit hoch dosiertem Vitamin D behandelten Mütter wies allerdings im Alter von sechs Jahren signifikant bessere Knochenparameter auf als die Kinder der Kontrollpersonen. Am deutlichsten war der Effekt, wenn die Schwangere initial einen Vitamin-D-Mangel (Serum-25-OH-Vitamin D < 30 ng/ml) hatte sowie bei Geburten im Winter. Durch eine hoch dosierte vorgeburtliche Supplementation lassen sich vermutlich der Maximalwert der Knochenmineraldichte (Peak-Bone-Mass) sowie das spätere Fraktur- und Osteoporose-Risiko der Kinder günstig beeinflussen – das meinen zumindest Dr. Brustad und sein Team.
Dr. Elisa Holmlund-Suila von der Universität Helsinki und ihre Kollegen bleiben hingegen kritisch.2 Sie warnen im begleitenden Editorial vor den potenziellen Folgen einer solchen Intervention und fordern: Bevor Schwangeren eine siebenfach höhere Vitamin-D-Einnahme empfohlen werden kann, sind ausser dem optimalen Timing und der Einnahmedauer mögliche langfristige schädliche Auswirkungen einer zu hohen Supplementation während der Schwangerschaft zu klären.
1. Brustad N et al. JAMA Pediatr 2020; 174: 419–427.
2. Holmlund-Suila E et al. A.a.O.: 409–410.