Duftende Entzugshilfe
Pittsburgh – Angenehme Gerüche können das Gehirn stark beeinflussen. Bei Rauchern führen sie offenbar dazu, dass diese weniger Lust auf Zigaretten haben.
Vanille, Zitrone, Pfefferminze – wer sie mag, bekommt von diesen Aromen nicht genug. Bei passionierten Rauchern scheinen sie ausserdem die Suchtgelüste zu senken, wie Forscher aus den USA herausfanden. Die Kollegen hatten für ihre Untersuchung zunächst 232 Personen im Alter von 18–55 Jahren gebeten, aus einer Reihe von Düften die persönlichen Favoriten auszuwählen.
Vor allem gemeinhin als wohlriechend empfundene Gerüche wie Schokolade, Blumenduft, Zitrone und Pfefferminze standen zur Wahl. Die präferierten Aromen wurden für das Experiment in separaten Behältern konserviert. In einem weiteren sicherten die Kollegen den Tabakduft der jeweils bevorzugten Zigarettenmarke. Zusätzlich bereiteten sie noch eine geruchsneutrale Probe vor. Nach acht Stunden Abstinenz sollten die Probanden einen ihrer Glimmstängel anzünden, ihn zehn Sekunden in der Hand halten und wegwerfen – ohne daran gezogen zu haben.
Erinnerungen an positive Erlebnisse
Das so verstärkte Verlangen sollten sie auf einer Skala von 1–100 (100 = «das stärkste Verlangen, das ich je verspürt habe») einschätzen. Anschliessend wurden die Raucher gebeten, über fünf Minuten immer wieder kurz an dem zur Verfügung gestellten Behälter (jeweils entweder Duft, Tabak oder neutral) zu riechen. Alle 60 Sekunden fragten die Forscher das Rauchbedürfnis erneut ab. Ein Tag später wurde das Experiment mit dem gleichen oder einem anderen Geruchsbehälter wiederholt.
Am Ende zeigte sich, dass das Verlangen von durchschnittlich 82,13 auf der Suchtskala signifikant zurückging – ganz gleich, ob an Duft, Tabak oder dem leeren Container geschnuppert wurde. Am deutlichsten sank der Wert unter dem persönlichen Lieblingsduft (-19,3 Punkte vs. -11,7 für Tabak und -11,2 für neutral). Die Wissenschaftler vermuten, dass das Riechen ablenkt und den Gedanken ans Rauchen verdrängt. Angenehme Aromen können dabei Erinnerungen an positive Erlebnisse wecken.
Sayette MA et al.
J Abnorm Psychol 2019; online first