Leitende Linien und menschliche Blicke bis zuletzt
Insbesondere zu den Hochzeiten wahlkämpfender Parteien ist unsere höchste Aufmerksamkeit gefordert, damit wir nicht im Sumpf breit gestreuter Fake-News, neurolinguistischer Parteiprogrammsprache und leerer Wahlslogans untergehen. Auch im Gesundheitssystem müssen wir diesbezüglich wachsam sein, damit gesunde Krankenkassen nicht mehr oder weniger planlos zu noch teureren, kranken Gesundheitskassen reformiert werden.
Diese achtsame Aufmerksamkeit hilft unseren PatientInnen und uns auch im medizinischen Alltag. Zum Beispiel, weil wir bemerken, dass es wirkliche und neue Leitlinien gibt! Leitlinien, die in aufwendigen Prozessen von anerkannten FachexpertInnen erstellt und in differenzierten Schritten bis zur Endfassung entwickelt werden. So wie es seit 2017 nun endlich auch in Österreich die Spezialisierung in Palliativmedizin gibt, können wir auch die 2019 erweiterte Leitlinie für Palliativmedizin* gut verwenden. Waren in der Version von 2015 bereits Themen wie Tumorschmerz, Obstipation, Versorgungsstrukturen oder die Sterbephase dargestellt, folgen jetzt in der Version 2.0 sehr wichtige Themen wie Therapiezielfindung und Kriterien der Entscheidungsfindung, Übelkeit und Erbrechen, maligne intestinale Obstruktion, Angst oder der Umgang mit Todeswünschen. Was wir brauchen, ist die breite Nutzung dieser Leitlinien. Leitlinienkonform ist klar, dass eine Sauerstoffgabe die Atemnot bei nicht-hypoxämischen sterbenden Menschen nicht wirksam lindern kann. Eindeutige Evidenz ist vorhanden, dass Morphine das Mittel der ersten Wahl für die symptomatische Linderung der therapieresistenten Atemnot sind.