Das halbe Gesicht ist ohne Gefühl

Illustration Gesicht mit Spinne und Uhr.
Illustration: Kim Novak

Der Fall. „Seit heute Früh spüre ich meine rechte Gesichtshälfte nicht mehr richtig und mein Mundwinkel hängt schief. Ich kann auch meine Stirn nicht mehr runzeln.“ Herr W. (28 J.) ist sichtlich beunruhigt. „Mir ging’s die letzte Woche schon nicht so gut, ich war oft schwindelig. Aber ich dachte, das vergeht sicher bald wieder. Ist das jetzt etwas Gefährliches?“ Klinisch zeigen sich außer einem hängenden Mundwinkel rechts sowie einem leicht tränenden rechten Auge und einer glatten Stirn keine weiteren Auffälligkeiten, auch keine Hautveränderungen. Keine Vorerkrankungen, keine Dauermedikation. BB: unauff. CRP: neg., Temp. 37,5°C, RR 130/85mmHg, P 75. Was vermuten Sie? Welche weiteren Untersuchungen veranlassen Sie? (ärztemagazin 16/18) 

Die Prognose ist insgesamt günstig, eine Testitution erfolgt in 85% der Fälle“

Dr. Katharina Meng
Leiterin der Schwindelambulanz SMZ Süd/KFJ Spital, Wien
ES IST HIER von einer peripheren Fazialisparese auszugehen, da die Stirn nicht bewegt werden kann. 60 bis 75% der Fälle sind idiopathisch, gefolgt von entzündlicher oder traumatischer Genese. Ursächlich dürfte eine Schwellung des Gesichtsnervs sein, bei der idiopathischen Parese wahrscheinlich durch Herpes-simplex- Viren hervorgerufen. Die häufigsten Differentialdiagnosen dazu sind der Zoster oticus und die Neuroborreliose. Oft wegweisend ist bei Letzterer die Frage nach einem Zeckenstich bzw. nach  dem Erythema migrans. Den dafür typisch längeren Krankheitsverlauf beschreibt der Patient mit „Schwindel seit Wochen“. Grippeähnliche Symptome mit subfebrilen Temperaturen sind im frühen disseminierten Stadium häufig. Gezielt sollte nach segmentalen, ggf. wandernden Schmerzen va. nachts, anderen Paresen und Sensibilitätsstörungen gefragt werden.

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