Pityriasis versicolor mit Shampoo vertreiben
Im Gegensatz zu vielen anderen Mykosen wird die Pityriasis versicolor nicht durch Ansteckung erworben, sondern weil harmlose Hautbewohner (Malassezia-Spezies) eine pathogene Hyphenform annehmen. Der Pilz gedeiht besonders gut in warmem, feuchtem Milieu – z.B. auf verschwitzter Sportlerhaut oder in tropischen Gefilden, schreiben Kollegen von der Harvard Medical School in Boston.
Typisch für die Pityriasis versicolor sind multiple, teils konfluierende, hyper- oder hypopigmentierte dünne Plaques. Die feine Schuppung wird deutlicher sichtbar, wenn man vorsichtig mit dem Skalpell über die Läsion streicht. Der lipophile Pilz bevorzugt bei Jugendlichen und Erwachsenen talgreiche Hautareale am Stamm – Kinder erkranken vor allem im Gesicht. Die Hautveränderungen verursachen meist keinerlei Symptome, allenfalls einen leichten Juckreiz, der bei Feuchtigkeit stark aufflammen kann.
Für Erfahrene ist die Pityriasis eine Blickdiagnose, im Zweifel hilft die mikroskopische Untersuchung abgekratzter Hautpartikel. Im Kalilaugenpräparat sehen die darin enthaltenen Sporen und Hyphen aus wie „Spaghetti mit Fleischbällchen“, so die amerikanischen Dermatologen. Bleibt der Pilztest negativ, sollte man Differenzialdiagnosen, wie postinflammatorische Hyperpigmentierung, Pityriasis rosea und Vitiligo, ausschließen(s. Kasten).
Differenzialdiagnosen
- postinflammatorische Hyperpigmentierung (keine Schuppen, nur im vorher entzündeten Areal)
- Vitiligo (Beginn mit depigmentierten Flecken ohne Schuppen, meist Hand- und Sprunggelenke, Genitalien, Gesicht)
- Pityriasis rosea (Beginn mit großem erythematösen Plaque)
Imidazolhaltige Creme als Shampoo-Alternative
Therapeutisch empfehlen die Autoren zunächst die tägliche Anwendung eines antimykotisch wirksamen Shampoos über ein bis vier Wochen, das z.B. Ketoconazol, Selendisulfid oder Zink-Pyrithion enthält. Diese Waschlösung soll der Patient fünf bis zehn Minuten auf den befallenen Arealen einwirken lassen und anschließend abduschen. Wer diese Prozedur weniger schätzt, kann die Läsionen ein- bis zweimal täglich mit einer imidazolhaltigen Creme behandeln.
Bei extensivem Hautbefall raten die Dermatologen zur systemischen Therapie mit Fluconazol 300 mg/Woche über zwei Wochen, alternativ Itraconazol 200 mg/d über fünf bis sieben Tage. Der Patient sollte wissen, dass die pityriasistypischen Pigmentveränderungen oft noch Monate nach der Abheilung fortbestehen.
Außerdem kommt es trotz suffizienter Therapie häufig zu Rezidiven: Den meisten Betroffenen hilft die vorbeugende Anwendung von Ketokonazol-Shampoo (alternativ Zink-Pyrithion bzw. Selendisulfid) ein- bis viermal monatlich. Patienten mit ausgedehnten, therapieresistenten Rückfällen profitieren eventuell von einer einmal monatlichen oralen Prophylaxe mit Itracon-azol (400 mg/d).
Quelle: Sruthi Renati et al., BMJ 2015; online first