Mehr CED-Patienten wegen COVID-19 im Spital
Zwar kommen verhältnismäßig mehr Menschen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) wegen einer SARS-CoV-2-Infektion ins Krankenhaus. Ihr Risiko für schwere Infektionen scheint im Vergleich zu Darmgesunden aber nicht erhöht. Zu diesem Ergebnis gelangt eine bevölkerungsbasiert durchgeführte Kohortenstudie aus Schweden.
Methoden
Pluspunkt der Untersuchung ist die sehr große Studienpopulation aus 67.292 Teilnehmern mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, schreiben die Wissenschaftler. Dadurch lassen sich verlässliche Angaben zu Subpopulationen machen, etwa Personengruppen, bei denen mit schweren Verläufen zu rechnen ist. Nachteilig sind fehlende Angaben zur Medikation der Colitis-ulcerosa- und Crohn-Patienten sowie zur Schwere der vorliegenden Darmerkrankung.
Den CED-Patienten (21.599 mit Morbus Crohn, 43.622 mit Colitis ulcerosa, 2.017 mit nicht-klassifizierter CED) hatten die Wissenschaftler je bis zu fünf passende Kontrollen aus der Allgemeinbevölkerung gegenübergestellt und die Raten von COVID-19-bedingten Krankenhausbehandlungen im Zeitraum vom 1. Februar bis zum 31. Juli 2020 verglichen. Neben dem primären Endpunkt der COVID-19-bedingten Hospitalisierung wurden, als kombinierter sekundärer Endpunkt, die COVID-19-bedingten Zuweisungen auf die Intensivstationen sowie die mit SARS-CoV-2 assoziierten Todesfälle ausgewertet.
Ergebnisse
Zwischen 1. Februar und 31. Juli 2020 waren 0,27 Prozent (n=179) der CED-Patienten und 0,17 Prozent (n=500) der Allgemeinbevölkerung wegen einer SARS-CoV-2-Infektion stationär behandelt worden, was einer adjustierten Hazard Ratio (aHR) von 1,43 (95% KI: 1,19–1,72) entspricht. Die aHR betrug 0,98 (95% KI: 0,54–1,75) für Aufnahmen auf die Intensivstation und statistisch nicht aussagekräftige 1,20 (95% KI: 0,83–1,72) für Todesfälle. Hinweise auf vermehrte schwere Infektionsverläufe fanden sich somit nicht. Die Raten für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa waren miteinander vergleichbar.
Fazit
Es sei nicht auszuschließen, dass das Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 bei Menschen mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn höher ist als in der gesunden Bevölkerung, schreiben die Studienautoren: SARS-CoV-2-DNA konnte bereits zuvor in Stuhlproben detektiert werden und ACE2, der Rezeptor an den das Virus andockt, wird auch in Darmepithelzellen exprimiert. Möglich sei jedoch auch, dass Ärzte CED-Patienten einfach häufiger testen und aus Sorge diese auch früher in ein Krankenhaus einweisen, als gleich kranke COVID-19-Patienten ohne chronische Darmerkrankung.
Ludvigsson JF et al.: Inflammatory bowel disease and risk of severe COVID-19: A nationwide population-based cohort study in Sweden. United European Gastroenterol J 2021; doi: 10.1002/ueg2.12049