3. Aug. 2020Unter dem Aluhut

Was fördert paranoides Denken?

Denken und handeln wir tatsächlich so rational, wie wir glauben? Können wir Zusammenhänge wirklich erkennen? Oder lassen wir uns vielmehr von bestimmten Informationen und Unsicherheiten täuschen?

Zinnfolienhut lokalisiert auf weißem Hintergrund. Verschwörungstheorie.
istock.com/gabort71

Neurowissenschaftlich betrachtet ist die Entstehung von Verschwörungstheorien und paranoiden Gedanken durchaus nachvollziehbar. In Forscherkreisen ist es Konsens, dass die menschliche Psyche nur schwer mit Unsicherheiten umgehen kann. Das gilt besonders in Zeiten globaler Bedrohungen. «Das menschliche Gehirn ist eine Prognosemaschine, das die eigene Zukunft so gut es geht vorhersagen will», schreiben Forscher um Erin­ J. Reed­ von der Yale School of Medicine in New Haven. Passiert etwas Unvorhergesehenes, versuchen Menschen, dem Geschehenen im Nachhinein einen Sinn zu geben und es so leichter handhabbar zu machen. Das kann paranoide Gedanken fördern.

Diese Hypothese haben die Yale-Forscher kürzlich in drei Experimenten überprüft. Studie 1 fand mit insgesamt 32 Personen statt, je zur Hälfte bestehend aus gesunden Kontrollen und Personen mit einer affektiven, schizophrenen oder schizoaffektiven Störung. Vor der eigentlichen Aufgabe beantworteten die Teilnehmer Fragebögen, wodurch elf von ihnen als wenig paranoid und 21 als stark paranoid ausgewiesen wurden. Im anschliessenden Experiment sollten beide Gruppen aus drei Kartenstapeln mit unterschiedlichem Wert wiederholt denjenigen auswählen, von dem sie vermuteten, dass er den grössten Wert hat. Die Teilnehmer wurden gewarnt, dass sich die Zusammensetzung der Decks ändern könnte. Nach jeder Entscheidung wurde aufgelöst, ob sie richtig lagen.

Allein diese Ankündigung führte dazu, dass die als paranoid Klassifizierten ihre Spielstrategie permanent wechselten und sogar nach einem Gewinn nicht bei dem zuvor ausgewählten Kartenstapel blieben. Das liegt vermutlich daran, dass diese Teilnehmer viele solcher Manipulationen erwarteten, glauben die Wissenschaftler. Als sie die Decks dann tatsächlich veränderten, ohne dies anzukündigen, und sich in der Folge die Gewinnchancen verringerten, wechselten auch die wenig Paranoiden immer häufiger ihre Strategie. Sie schienen nicht mehr aus den Konsequenzen ihres Handelns zu lernen.

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