Datenbanken mit Protokollbestandteilen können Fehlerquellen minimieren
Das Aufstellen von onkologischen Therapieprotokollen ist nicht nur sehr zeitaufwendig – auch die Rate an potenziellen Fehlern ist relativ hoch. Digitalisierte Varianten könnten hier eine Lösung sein, hiess es am 15. AIO-Herbstkongress in Berlin.
Bei der medikamentösen Therapie von Tumorpatienten gibt es viele denkbare Fehlerquellen. In einer aktuellen Studie aus Deutschland konnten 52 solcher möglichen Fehler identifiziert werden, berichtete Professor Dr. Hartmut Link, niedergelassener Onkologe aus Kaiserslautern. Als besonders kritisch wurden hier falsche oder fehlende Angaben zum Patienten (z.B. Körperoberfläche, Gewicht), nicht-standardisierte Therapieprotokolle vor allem bezogen auf Supportiv- und Begleittherapien und weitere Probleme mit der Supportivtherapie wie mangelnde Adhärenz und offen gebliebene Fragen der Patienten gewertet.
Automatisierung sorgt für weniger Rückfragen
Viele solcher Fehler liessen sich durch Anwendung standardisierter digitaler Therapieprotokolle vermeiden, meinte Prof. Link. Ein Beispiel dafür ist Datenbank Onkopti®, die den Onkologen viel Arbeit abnehmen kann: Basierend auf ständig aktualisierten Originalpublikationen enthält die Datenbank alle relevanten Protokollbestandteile mit Dosierungen, Applikationsweisen und Zeitabständen. Zudem sind Angaben zur Toxizität wie Risiko der febrilen Neutropenie, Anämie, Emesis-Risiko etc. eingeschlossen. Die erforderliche Supportivtherapie ist gleich mit integriert – ebenso wie notwendige Kontrolluntersuchungen und Aufklärungsbögen. Dr. Ludwig Fischer von Weikersthal vom Onkologischen Zentrum Amberg (MVZ), Klinikum St. Marien Amberg, berichtete von ersten Erfahrungen mit der Datenbank in seiner Einrichtung. Bis 2006 arbeitete man hier mit handgeschriebenen Chemotherapieplänen, bis 2016 mit halbautomatischen Plänen. In dem Jahr wurden dann die in der Datenbank generierten Therapieprotokolle in die halbautomatischen Pläne integriert.
Wie bereits in einer Studie gezeigt wurde, kommt es bei etwa 30 Prozent der handgeschriebenen Protokolle zu Rückfragen wegen möglicher Probleme, die Fehlerquote lag hier bei 4,2 Prozent. Schon durch die halbautomatische Erstellung lies sich die Rate an Rückfragen auf 12,6 Prozent und die Fehlerquote auf 1,5 Prozent drücken. Durch die Einführung von digitalisierten Protokollen sank die Rate an Rückfragen auf 2,2 Prozent und die Fehlerquote auf 0,1 Prozent.
Auch in seiner Einrichtung habe man ähnliche Erfahrungen gemacht, so Dr. Fischer von Weikersthal: Der Zeitaufwand für die Erstellung eines Therapieprotokolls sei von im Schnitt 106 Minuten auf lediglich 10 Minuten zurückgegangen.
Jeder Schritt wie Verordnung, Herstellung oder Verabreichung sei zudem exakt dokumentiert, was die Sicherheit erhöhe. Auch die Vereinheitlichung der Therapieprotokolle in Klinik und Praxis habe sich als wichtiger Vorteil in seiner Einrichtung erwiesen. Neben der Zeitersparnis spreche vor allem die höhere Patientensicherheit für die digitalisierten Therapieprotokolle, so das Fazit von Dr. Fischer von Weikersthal.
15. Herbstkongress der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AOI)