HIV (m)abgeblockt
Ein neuer Antikörper kann HI-Viren den Zutritt zu Immunzellen verwehren. Eine Phase-III-Studie dokumentiert die klinische Wirksamkeit bei HIV-1-Infizierten, die Multiresistenzen entwickelt haben.
Die kombinierte antiretrovirale Therapie hat die Überlebenschancen von HIV-Patienten stark verbessert. Probleme bereiten nach wie vor multiple Resistenzen gegen die antiviralen Chemotherapeutika (MDR). Mit Ibalizumab wurde ein indirekt wirkender Antikörper entwickelt. Er bindet nichtkompetitiv an den CD4-Rezeptor der T-Zellen und blockiert durch eine Konformationsänderung den Zugang für die HI-Viren, scheinbar ohne mit der lebenswichtigen CD4-vermittelten Immunität zu interagieren. In einer offenen Phase-III-Studie mit MDR-HIV-Patienten zeigte der Antikörper eine deutliche antivirale Wirksamkeit, wenngleich nicht alle Patienten optimal auf die Behandlung ansprachen.
Signifikanter Abfall der Viruslast bei 83 Prozent
Einbezogen in die Studie waren 40 Erwachsene mit einer HIV-1-Infektion, bei denen mehrere antivirale Therapien nicht mehr griffen und die eine Virenlast von mehr als 1000 RNA-Kopien/ml aufwiesen. Nach einer siebentägigen Kontrollphase unter der aktuellen Therapie erhielten sie zusammen mit einer individuellen antiretroviralen Hintergrundtherapie (inklusive reaktiver Wirkstoffe) nach einer 2000-mg-Startdosis über 25 Wochen 800 mg Ibalizumab alle 14 Tage (i.v.). 31 Personen beendeten den Test und die Nachuntersuchungen.
Verglichen mit der Kontrollphase ergab sich bei 33 (83 %) Patienten ein signifikanter Abfall der Viruslast, 43 Prozent der Patienten wiesen in Woche 25 weniger als 50 Kopien/ml auf. Bei 50 Prozent reduzierte sich die Viruslast auf weniger als 200 Kopien/ml.
Neun Patienten sprachen nicht oder kaum auf die Therapie an. Bei ihnen deuteten Gen-Tests auf eine verringerte Empfindlichkeit gegenüber der Substanz hin. Ein Patient entwickelte eine schwere immunologische Nebenwirkung.
Quelle: Emu B et al. N Engl J Med 2018; 379: 645–654.