Der Jahrgang zählt nicht – der Allgemeinzustand hingegen schon
Wir werden immer älter und somit stehen Ärzte zunehmend häufiger vor der Frage, ob dem Patienten noch eine Operation zugemutet werden kann. Das numerische Alter ist aber wohl nur ein geringer Risikofaktor für postoperative Komplikationen, schreiben kanadische Wissenschaftler. Viel wichtiger scheint dagegen der Allgemeinzustand zu sein bzw. ob der Patient gebrechlich oder kognitiv beeinträchtigt ist.
In einer Übersichtsarbeit werteten die Forscher 44 Studien mit zusammen mehr als 12 000 älteren Patienten hinsichtlich möglicher Risikofaktoren für postoperative Komplikationen nach elektiven Eingriffen aus. Derartige Ereignisse sind nach Operationen bei älteren Personen relativ häufig.
Jeder zehnte Senior musste nach der OP ins Pflegeheim
Laut den Studien traten bei jedem vierten Patienten postoperative Komplikationen auf. Jeder zehnte Patient konnte nach dem Eingriff nicht mehr in seine gewohnte häusliche Umgebung zurückkehren, sondern musste in ein Pflegeheim. Einer von 20 Patienten verstarb in den ersten 30 Tagen nach der OP.
Doch weder das Alter noch die in der Anästhesie gängige Risikoklassifikation der American Society of Anesthesiologists erwiesen sich als zuverlässige Prädiktoren. Ob ein Patient die Operation gut überstand oder nicht, schien viel eher von seinem Allgemeinzustand abzuhängen als von seinem Geburtsdatum.
Hohe Komplikationsrate bei Rauchern und Depressiven
Neben Gebrechlichkeit und kognitiven Beeinträchtigungen erhöhten auch Tabakrauchen und Depressionen das Risiko für postoperative Komplikationen. Präoperative Massnahmen hingegen wie beispielsweise eine gesunde Ernährung, körperliche Bewegung und ein Stopp des Tabakkonsums senkten nachweislich das Komplikationsrisiko.
Quelle:
Watt J et al. BMC Medicine 2018; 16: 2.