1900 mg Capsaicin beim Chili-Wettbewerb waren einfach zu viel
Der Patient selbst hatte in seinem Intestinum einen lodernden Brand entfacht. Der bis dato kerngesunde Mann hatte sich bei einem ganz speziellen Wettessen unter Beweis stellen wollen. Wer verputzt die schärfsten Sachen, hiess das Motto. Entsprechend gab sich der 27-Jährige auch nicht mit vergleichsweise harmlosen Würzmitteln wie Tabasco-Sauce ab, die nur 2500–5000 Scoville-Einheiten aufweist. Scoville Heat Units (SHU), sind ein Mass für Schärfe. Das Paprika-Alkaloid Capsaicin bringt es in reiner Form auf 16 Mio. SHU.
Um in dem Wettbewerb zu bestehen, hatte der Patient vier Chilischoten der Sorte Bhut jolokia vertilgt (je 1 Mio. SHU). Angereichert hatte er die Mahlzeit mit einer weiteren Chilischote unbekannter Provenienz, garniert mit einer Sauce des SHU-Schärfegrades 7,8 Mio. Als Dessert kamen noch drei Scheiben Currywurst mit Saucen von 2 Mio., 4 Mio. und wiederum 7,8 Mio. SHU hinzu. Zusammengerechnet hatte der Patient ca. 1900 mg Capsaicin geschluckt, berichtet ein Team von Gastroenterologen, Laborärzten und Botanikern aus Berlin. Zum Vergleich: Kutane Capsaicin-Pflaster zur Therapie bei peripheren neuropathischen Schmerzen enthalten pro Stück 179 mg. Wohlgemerkt, diese Pflaster werden äusserlich und in der Regel nach vorheriger lokaler Anästhesie angewandt. Ins Jejunum appliziert erwiesen sich bereits Dosen von mehr als 5–10 mg Capsaicin als schmerzbedingt unerträglich.
Es ist daher eher erstaunlich, dass der Patient erst 2,5 Stunden nach seiner Chili-Orgie mit heftigsten Bauchschmerzen ins Spital kam. Da Röntgen, Sonografie, Labortests und chirurgisches Konsil keine Auffälligkeit ergaben, erfolgte eine rein analgetische Therapie inklusive Opioidgabe. Nach zehn Stunden klangen darunter die Schmerzen ab. Der intestinale Feuersturm war gelöscht. Ob der Mann den Wettbewerb gewonnen hat, wird nicht berichtet.
Koprdova S et al. Z Gastroenterol 2016; 54: 854.