Was Sie über die Pille wissen sollten
Die Pille ist nach wie vor die sicherste Form der Verhütung. Bei geeigneter Auswahl lässt sie sich auch bei Frauen im Alter über 40 Jahre problemlos anwenden, versicherte Dr. Reto Schwenke, Allgemeinarzt im badischen Walzbachtal. Am häufigsten werden Einphasenpräparate mit 21 Dragees verordnet, die alle die gleiche Menge Östrogen und Gestagen enthalten. Während der siebentägigen Pause beginnt ab dem 23. bis 24. Tag die Menstruation. Bei einer Neueinstellung startet die Einnahme am ersten Tag der Regelblutung. Als Östrogenanteil wird Ethinylestradiol in möglichst niedriger Dosierung (15–35 µg) gewählt, um das Thromboembolie-Risiko gering zu halten und Nebenwirkungen (Brustspannen, Wassereinlagerungen) zu verhindern. Der Gestagenanteil sollte möglichst aus Wirkstoffen der 1. und 2. Generation bestehen (z. B. Norethisteron, Levonorgestrel). Die neueren Gestagene haben ein deutlich höheres Thrombembolierisiko und bleiben Spezialindikationen wie Akne vorbehalten, erklärte Dr. Schwenke.
Keine Östrogene für über 40-Jährige
Frauen im Alter über 40 Jahre und solche mit Hypertonie sollten generell keine östrogenhaltigen oralen Kontrazeptiva einnehmen, so der Allgemeinarzt. Denn in dieser Altersgruppe ist das Risiko für ischämische Schlaganfälle, Myokardinfarkte und Thrombembolien bereits deutlich erhöht und es wird durch die Pille noch gesteigert.
Falls innerhalb von vier Stunden nach der Applikation Durchfall oder Erbrechen auftreten, empfiehlt es sich, sicherheitshalber eine zweite Pille einzunehmen. Besondere Regeln gelten auch auf Reisen: Ausser bei der Minipille ist eine Verlegung des Einnahmezeitpunkts um maximal zwölf Stunden möglich.
Bei einem Zeitunterschied unter zwölf Stunden schluckt man das Verhütungsmittel zur gewohnten Uhrzeit, mehr als zwölf Stunden Differenz in West-Ost-Richtung erfordern die Einnahme einer zusätzlichen Tablette sofort nach der Ankunft. Anschliessend wird die orale Kontrazeption zur neuen Uhrzeit fortgesetzt. Bei Ost-West-Reisen erfolgt die Einnahme zur üblichen Uhrzeit.
Regelblutung verzögern oder vorverlegen
Auch eine Verschiebung der Menstruation funktioniert mit der oralen Kontrazeption: Wird sie über drei Wochen hinaus ohne Pause eingenommen, verzögert sich die Regel um mindestens sieben Tage. Möglich ist eine Verschiebung um bis zu sechs Monate, etwa zur Therapie einer Dysmenorrhö. Umgekehrt lässt sich die Menstruation durch Weglassen der letzten Dragees einer Packung vorverlegen.
Die Pille danach
Zur Notfall-Kontrazeption nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Verhütungsversagen dienen heute Levonorgestrel (LNG) und Ulipristalacetat (UPA), ein selektiver Progesteron-Rezeptormodulator. LNG muss in einer Dosierung von 1,5 mg spätestens 72 Stunden nach dem Koitus eingenommen werden, mit UPA (30 mg) hat die Patientin maximal 120 Stunden Zeit.
41. practica