Immer mehr Allergien gegen Cannabis
Verschiedene Cannabis–Zubereitungen enthalten psychoaktive Substanzen wie Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC). Zwar ist der Gebrauch der Droge in vielen Ländern immer noch illegal, aber derzeit wird in einigen europäischen Ländern erwogen, bestimmte medizinische Präparate zu legalisieren.
Klinisches Bild kann stark variieren
Wird Cannabis angewandt, kann es durch Inhalation (Rauchen/Passivrauchen/Verdampfen) der Allergene zu einer Sensibilisierung kommen – ebenso über einen Hautkontakt mit der Droge. Auch die Ingestion von Cannabis-Derivaten in Lebensmitteln kann sensibilisierend wirken, schreiben Ine I. Decuyper von der Universität Antwerpen und Kollegen.
Allergische Symptome nach der Cannabis-Exposition können aber auch auf eine Kreuzreaktivität mit unspezifischen Lipidtransferproteinen oder Thaumatin-like-Proteinen zurückzuführen sein, die in anderen Pflanzen vorkommen. Schließlich bildet Cannabis (C.) sativa eine große Menge an potenziell sensibilisirenden Pollen, die mit dem Wind über weite Strecken transportiert werden.
Das klinische Bild einer IgE-vermittelten C.-sativa-Allergie variiert stark und kann leichte, aber auch lebensbedrohliche Reaktionen umfassen. Wenn Haschisch geraucht oder verdampft wird, kommt es vor allem zu respiratorischen Symptomen wie Rhinitis, Konjunktivitis, Asthma und palpebralen Angioödemen. Der direkte Umgang mit der Pflanze kann zu Kontakturtikaria und Kontaktdermatitis führen. Anaphylaktische Reaktionen sind möglich, wenn Hanfsamen gegessen, Marihuana-Tee getrunken oder Haschisch geraucht wird.
Kreuzallergien zu Pfirsich, Apfel, Nuss und Tomate
Patienten mit IgE-vermittelter Cannabis–Allergie entwickeln nicht selten Kreuzallergien auf verschiedene Obst- und Gemüsesorten, das so genannte "cannabis-fruit/vegetable-syndrome". Dieses Allergie-Syndrom betrifft am häufigsten Pfirsiche, Äpfel, Nüsse, Tomaten und manchmal Zitrusfrüchte wie Orangen und Grapefruits. Nicht selten werden die allergischen Reaktionen auf diese pflanzlichen Lebensmittel durch Kofaktoren wie körperliche Belastung oder NSAR-Einnahme getriggert und sind daher sehr variabel. Das macht die Erhebung der Anamnese noch komplexer.
Zur Diagnostik der Cannabis-Allergie gehört zunächst eine umfassende Anamnese. Diese wird jedoch häufig dadurch erschwert, dass viele Patienten den Konsum illegaler Drogen nicht zugeben wollen. Ergänzt wird die diagnostische Abklärung durch Haut-Pricktests mit Extrakten aus Hanfknospen und -samen. Auch die quantitative Bestimmung von spezifischen IgE-Antikörpern gegen Industrie-Hanf und Basophilenaktivierungstests (BAT) können dazu beitragen, die korrekte Diagnose einer Cannabis–Allergie zu stellen.
Derzeit gibt es keine Heilung für die IgE-vermittelte Allergie gegen C. sativa und ebensowenig für das cannabis-fruit/vegetable-syndrome. Nur in Einzelfällen wurde über eine Desensibilisierung berichtet. Daher ist die strikte Allergenvermeidung von größter Bedeutung. Dazu gehören ein kompletter Verzicht auf weiteren Cannabis-Konsum und eine Vermeidung der Kreuzallergene, die beim jeweiligen Patienten festgestellt wurden.