Bei analem Ekzem die richtige Form aufspüren
Juckreiz, Erytheme, Erosionen und gelegentlich brennende Schmerzen sind typische Symptome jedes Analekzems. Dennoch sollte man genau hinschauen, denn je nach Ursache verlangt die Erkrankung unterschiedliche Vorgehensweisen, schreibt Dr. Bernhard Lenhard von der Praxis für Enddarmerkrankungen in Heidelberg. Ätiopathogenetisch werden drei Formen unterschieden.
Irritativ-toxisch: Diese häufigste Variante beruht auf einer direkten Schädigung der Epidermis durch fäkales Sekret oder inadäquate Reinigung. Manchmal spielen auch Faktoren wie das falsche Toilettenpapier oder aggressive Detergenzien eine Rolle. Die größte Bedeutung haben aber proktologische Grundleiden, die entweder die Kontinenz beeinträchtigen, eine direkte Sekretion in den Perianalraum auslösen oder eine Entleerungsstörung mit häufigen, breiig-flüssigen Stuhlgängen zur Folge haben. Dazu gehören z.B. Hämorrhoiden, Prolapse, entzündliche Veränderungen am Analkanal, Tumoren, Fissuren oder neurogene/traumatische Schäden der Muskulatur sowie chronisch entzündliche Darmkrankheiten.
Seifenfreie Reinigung mit lauwarmem Wasser tut gut
Therapeutisch hat die Behandlung möglicher Grunderkrankungen natürlich einen hohen Stellenwert. Bei erosiv-nässenden Prozessen rät der Experte als grundlegende Maßnahme zur seifenfreien Reinigung mit lauwarmem Wasser, evtl. ergänzt durch Sitzbäder mit synthetischen Gerbstoffen (z.B. Tannolact®). Topisch eignen sich dann vor allem hydrophile Zinkoxidzubereitungen mit Zusätzen von Steroiden der Wirkstoffklassen I oder II (z.B. Hydrocortisonacetat bzw. Prednicarbat).
Atopisch: Die Anogenitalregion ist beim erwachsenen Atopiker ein sehr häufiger, aber oft wenig beachteter Manifestationsort des Ekzems. Im akuten Schub zeigen sich großflächige Rötungen mit erosiven Kratzeffekten, die bis zur Skrotalwurzel bzw. Vagina reichen können. Selten entwickelt sich eine rhagadiforme Anitis. Ohne Diagnose zieht sich der Hautbefall über Jahre oder Jahrzehnte hin und erscheint dann mit postinflammatorischer Depigmentierung, Lichenifizierung und Hyperkeratosen.
Entscheidende Hinweise liefern atopische Grunderkrankungen, saisonale Rhinitis oder Asthma in der Anamnese und man sollte die gesamte Haut untersuchen. Proktologische Diagnosen lassen sich dagegen selten eruieren.
Im hochakuten Stadium erhalten die Patienten zur Behandlung steroidhaltige Lotionen oder Cremes der Wirkstoffklassen II oder III (z.B. Prednicarbat bzw. Mometasonfuroat). Nach Abklingen der nässenden Veränderungen haben sich topische Calcineurinantagonisten (Pimecrolimus, Tacrolimus) als sehr wirkungsvoll erwiesen.
Bei akutem Atopie-Ekzem helfen Steroid-Lotionen
Bei stabilem Hautzustand sollte sich eine Intervalltherapie mit pflegenden Lotionen/Cremes im ausschleichendem Wechsel mit den Calcineurininhibitoren über längere Zeit anschließen.
Kontaktallergisch: Dieser Form liegt eine Typ-IV-Allergie zugrunde. Die Diagnose fällt in der Regel durch den meist offensichtlichen zeitlichen Zusammenhang zum Auslöser und den oft scharf begrenzten, juckenden Erythemen im Kontaktbereich nicht schwer, sichern lässt sie sich durch Epikutantestung. Als gängige Allergene kennt man z.B. Lokalanästhetika, Konservierungsmittel oder Duftstoffe. Viele davon finden sich in Pflegesalben oder feuchtem Toilettenpapier, die Sensibilisierung kann sich auch noch nach langer Zeit entwickeln.
Das sofortige Absetzen aller Externa hat in der Therapie oberste Priorität. Dr. Lenhard empfiehlt, topisch ausschließlich zu indifferenten Externa (z.B. Pasta zinci mollis, Unguentum emulsificans aquosum), evtl. können Steroide kurzfristig nötig werden.