Schlafgebundener Kopfschmerz stört Nachtruhe empfindlich
Anfangs seien die Schmerzen nur selten aufgetreten, inzwischen kommen sie fast täglich, und zwar immer in der ersten Nachthälfte. Begleiterscheinungen wie Augentränen oder –rötung, Nasenlaufen, Übelkeit oder neurologische Defizitsyndrome bestehen nicht. Acetylsalicylsäure hat keinen Effekt, aber im Lauf der Jahre hat die Patientin herausgefunden, dass Kaffee hilft.
Wenn die Kopfschmerzen sie aus dem Schlaf reißen, steht sie auf, trinkt eine Tasse Kaffee, liest noch ein Weilchen und schläft dann bis zum Morgen ungestört durch.
Die Frau fühlt sich ansonsten gesund und hat keine relevanten Vorerkrankungen oder Verletzungen erlitten. Der neurologische Befund ist komplett unauffällig, die Duplexsonographie zeigt bis auf eine Elongation der A. carotis interna beidseits ebenfalls keine Besonderheiten.
"Hypnic Headache" sorgt für unruhige Nächte
Alles in allem findet sich weder ein Hinweis auf symptomatische Cephalgien noch auf Cluster-Kopfschmerz. Dagegen erfüllt die nächtlich auftretende Symptomatik die Kriterien des "Hypnic Headache", des primär schlafgebundenen Kopfschmerzes.
Dieses Syndrom wurde 1988 erstmals beschrieben und 2004 in die Klassifikation der International Headache Society (IHS) aufgenommen, schreibt Professor Dr. Christian Arning, in Hamburg niedergelassener Neurologe, im "Hamburger Ärzteblatt".
Es handelt sich um eine primäre Kopfschmerzerkrankung mit rezidivierenden, streng schlafgebundenen Symptomen. In der Regel werden die Betroffenen immer um die gleiche Uhrzeit durch Schmerzen aus dem Schlaf gerissen, ähnlich wie beim Cluster-Kopfschmerz. Im Gegensatz zum Cluster-Kopfschmerz ist der Hypnic Headache aber nur mäßig ausgeprägt und er geht weder mit Unruhe noch mit autonomen Symptomen (wie z. B. Augentränen) einher.
Der schlafgebundene Kopfschmerz kann einseitig oder beidseitig lokalisiert sein und 15 Minuten bis vier Stunden lang anhalten. Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer – in der Mehrzahl der Fälle betrifft das Leiden Patienten ≥ 60 Jahre. Wie es zu dieser rätselhaften Kopfschmerzerkrankung kommt, ist bis jetzt nicht eindeutig geklärt. Experten vermuten eine hypothalamische Störung.
Kaffee auch geeignet für die Prophylaxe
Und was hilft gegen den nächtlichen Störenfried? Bei akuter Hypnic-Headache-Attacke ist Kaffee das beste Therapeutikum – er wirkt immerhin bei etwa 84 % der Patienten. Dagegen können Triptane den Kopfschmerz nur bei 15 % beseitigen, NSAR sind lediglich bei 10 % der Patienten wirksam. Zur Prophylaxe kommen Lithium, Koffein oder Indometacin infrage, die Ansprechraten liegen bei 77 %, 55 % bzw. 53 %.
Quelle: Christian Arning, Hamburger Ärzteblatt 2015; 69: 30-31