Fersenschmerz durch gereizte Plantarfaszie
Etwa jede zehnte über 50-jährige Person leidet unter dem Symptom Fersenschmerz, schreiben Martin J.Thomas vom Arthritis Research UK Primary Care Centre der britischen Universität Keele und Kollegen.1 Die Autoren schildern den Fall einer 56-jährigen Frau, die sich seit Monaten mit Schmerzen unter der linken Ferse plagt. Besonders schlimm seien die Symptome morgens und nach längerem Sitzen, so die Patientin.
Etwaige Kalkaneusfraktur nicht übersehen!
Damit weisen schon einige Indizien in Richtung Plantarfasziitis. Typischerweise besteht dabei ein scharfer Schmerz unter der Ferse, der eventuell in die Fußsohle ausstrahlt. Die ersten Schritte am Morgen oder nach Ruhepausen tun besonders weh – nach Phasen also, in denen der Fuß sich über einen größeren Zeitraum in Plantarflexion befand und die Aponeurosis plantaris sich verkürzt hat. Nach kurzer Gehzeit lassen die Beschwerden typischerweise nach.
Bei 30 % der Patienten tritt die Erkrankung bilateral auf. Bevor man sich auf diese Diagnose festlegt, gilt es jedoch, diverse Differenzialdiagnosen zu erwägen. Fragen Sie den Patienten nach einem Sprung aus großer Höhe oder einem anderen vorausgegangenen Trauma, um eine Kalkaneusfraktur nicht zu übersehen, raten die britischen Kollegen. Auch iatrogene Genese kommt in Betracht – etwa nach stattgehabter Fußoperation.
Oder liegt eine entzündliche Arthropathie vor? Um dies auszuschließen, fragen Sie nach Algesien an anderen Stellen des Körpers, Nachtschmerz oder anhaltenden Beschwerden, die z.B. am Morgen mehr als 30 Minuten fortbestehen bzw. auch nach Druckentlastung. Insbesondere bei Begleitsymptomen wie Gewichtsverlust kommt ein malignes Geschehen infrage. Neurologische Krankheitsbilder, wie die lumbale Radikulopathie oder ein Tarsaltunnelsyndrom, gehen wiederum oft mit Muskelschwäche oder sensorischen Symptomen einher.
In etwa zwei Dritteln der Fälle werden Sie jedoch eine Plantarfasziitis als Schmerzursache ermitteln. Als besondere Risikofaktoren nennen die Autoren Alter (Schwund des Fersenfettpolsters), Übergewicht und langes Stehen.
Die Diagnose stellen Sie klinisch anhand von Druckdolenzen im Bereich der Faszieninsertion, über dem medialen Tuberkel des Kalkaneus sowie entlang des medialen Fußgewölbes. Weiterer Untersuchungen bedarf es bei positivem Befund zunächst nicht, heißt es in der Publikation.
Beschwerden verschwinden innerhalb von 12 Monaten
Wie beraten Sie aber nun den Patienten? Erklären Sie, dass sich das Gewebe, welches das Fußgewölbe unterstützt, in einem Reizzustand befindet und die Symptome in der Regel innerhalb von 12 Monaten spontan verschwinden. Da Übergewicht einen wesentlichen Risikofaktor darstellt, lohnt sich im Einzelfall durchaus die Ermahnung zum Abnehmen. Wenn es auch an evidenzbasierten Therapieoptionen weitgehend fehlt, so raten Experten2 aufgrund guter Erfahrung zu folgenden Maßnahmen:
- Fuß weitgehend entlasten für mindestens sechs Wochen (alternative Modi bei der Arbeit suchen, um langes Stehen und Laufen zu vermeiden).
- Vorübergehend einfache Analgetika und orale nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) anwenden.
- Leichte Übungen wie Rollen des Fußgewölbes über ein Nudelholz oder eine Getränkedose (ein paar Minuten lang mindestens zweimal täglich über insgesamt zwei bis acht Wochen, das kann die Beweglichkeit bessern und Schmerzen lindern).
- Stretching von Achillessehne und Plantarfaszie.
- Gutes Schuhwerk eventuell mit Einlagen, die das Fußgewölbe unterstützen.
Am besten geben Sie dem Patienten all diese Optionen an die Hand. Damit kann er selbst experimentieren, um herauszufinden, was in seinem speziellen Fall die beste Wirkung erzielt. Erst wenn die Behandlungen nach mehreren Monaten nicht zum Erfolg geführt haben, erfolgen weitere Schritte, wie Überweisung zum Spezialisten, sonographische Diagnostik, Injektionen und eventuell als ultima ratio eine chirurgische Therapie.
Quelle:
- Thomas MJ et al. BMJ 2016; 353: online first
- Martin RL et al. J Orthop Sports Phys Ther 2014; 44: A1-A33