20. Jan. 2016Komplementärmedizin

Pilates, Yoga und Tai-Chi bei Lumbalgie

Komplementärmedizinisch ausgerichtete Trainingsformen fördern neben der körperlichen Leistungsfähigkeit auch gezielt die bewusste Atmung, Achtsamkeit sowie Körperwahrnehmung. Sie werden auch von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen zur gesundheitsfördernden und -erhaltenden Bewegungstherapie gerne genutzt.

Ältere Frau macht Yoga
FreshSplash/gettyimages

Um herauszufinden, wie effektiv Yoga, Tai-Chi und Pilates bei chronischer Lumbalgie wirklich sind, nahmen Thomas Benz und Kollegen von der Forschungsabteilung der RehaClinic in Bad Zurzach die aktuelle Datenlage in einem Review unter die Lupe.

Für die Evidenz-Beurteilung von Yoga griffen die Forscher auf Daten aus zwölf randomisierten Studien zurück. Demnach zeigt diese Methode moderate bis gute Erfolge bei der kurzfristigen Schmerzreduktion. Auch eine körperliche Funktionsverbesserung stellt sich mithilfe dieser Übungsform ein. Mittel- bis langfristig sind die positiven Effekte allerdings weniger gut belegt.

Yoga als Zusatztherapie bei Lumbalgien

Unterm Strich kann Yoga als eine effiziente Zusatztherapie bei Lumb­algien gelten, hieß es in einer der untersuchten Studien. Ein direkter Vergleich zu anderen Formen der körperlichen Aktivität lässt sich jedoch nicht ableiten, ergänzen die Review-Autoren.

Tai-Chi effektiv 

Eine deutlich dünnere Datenlage fanden die Forscher für Tai-Chi. Hier gab es lediglich eine einzige randomisierte Untersuchung. Bei dieser Studie hatten 80 Lumbalgie-Patienten 18 längere Tai-Chi-Trainingseinheiten zu absolvieren, während die Kontrollgruppe unter hausärztlicher Betreuung eine Bewegungs- und Trainingstherapie erhalten hatte.

Nach zehn Wochen Tai-Chi besserten sich die Beschwerden (Schmerzen und Funktionseinschränkungen) der Patienten deutlich. Die Autoren dieser Vergleichsstudie folgerten, dass die alternative Übungsform als sichere und effektive Intervention für chronische Lumbalgien angesehen werden kann. Tai-Chi zeigte sich vergleichbar mit anderen Formen der Bewegungs- und Trainingstherapie, die in vorherigen Studien untersucht wurden, oder war sogar effektiver.

Klarer Nutzen für Pilates nicht belegt

Bei Pilates sieht es etwas anders aus: Trotz einer Fülle an Untersuchungen zur Beurteilung dieser Übungsform bleibt ein klarer Nachweis des Nutzens aus, betonen die Schweizer Kollegen. Verschiedene Arbeitsgruppen fanden zwar Funktionsverbesserungen nach Pilates-Behandlung. Auch konnte eine statistisch signifikante Schmerzreduktion gezeigt werden. Insgesamt seien die Ergebnisse der vorliegenden Arbeiten aber zu heterogen und diffus, um den Effekt dieser Übungsform bei chronischer Lumb­algie zuverlässig beurteilen zu können, so das Urteil der Review-Autoren.

Doch nicht allein die wissenschaftliche Evidenz einer Behandlungsform sollte die Entscheidung für oder gegen eine Bewegungs- und Trainingstherapie bestimmen. Ebenso wichtig sei, dass der Rückenschmerzpatient die Behandlung akzeptiere und motiviert langfristig weiterführe, erklären die Kollegen. Ob das nun mit Yoga-, Tai-Chi- oder Pilates-Übungen geschehe, steht letzten Endes an zweiter Stelle. Alle drei Übungsformen können als Bestandteil des Therapiekonzeptes bei chronischen Lumbalgien empfohlen werden, meinen die Forscher.

Quelle: Thomas Benz et al., Schweiz Med Forum 2015; 15: 1027-1031.