15. Dez. 2015Der Zigarettenraucher

Hoher Hämatokrit? Raucherstatus erfragen!

Kohlenmonoxid bindet bekanntermaßen deutlich stärker und fast irreversibel an Erythrozyten und behindert so den Sauerstofftransport. Bei chronischer CO-Exposition, wie sie z.B. bei Rauchern vorkommt, kompensiert der Körper den sekundär induzierten Sauerstoffmangel durch eine vermehrte Erythropoese, verbunden mit einem erhöhten Hämatokrit.

Bevor Sie hier aufwendige Spezialuntersuchungen einleiten, kann eine Frage nach den Rauchgewohnheiten die erhöhten Werte meist schlüssig erklären, schreiben Dr. Joachim R. Göthert und Benedikt W. Pelzer von der Hämatologischen Klinik am Universitätsklinikum Essen. Doch Rauchen ist nicht gleich Rauchen: Zigarettenraucher haben meist ein geringeres Carboxyhämoglobin (COHb) als Raucher von Zigarren oder Wasserpfeifen.

Wasserpfeifen und Zigarren besonders gefährlich

Dass gerade die als „gesunde“ Alternative zu Zigaretten beliebte Wasserpfeife das CO im Blut deutlich ansteigen lässt, ist kaum bekannt. Der Grund dafür liegt wohl in einem erhöhten Rauchvolumen und einer längeren Verweildauer des Rauchs in der Lunge, denn das Wasser nimmt dem Rauch seinen irritierenden Reiz. Bei nicht gewohnheitsmäßigen Wasserpfeifenrauchern können sich auf diese Weise durchaus auch akute CO-Vergiftungen einstellen – beginnend mit leichten Kopfschmerzen, Schwindel und Visusbeeinträchtigungen bis hin zu Euphorie, Herzklopfen, Benommenheit und Bewusstlosigkeit, erläutern die Autoren.

Symptome von Euphorie und Herzkopfen bis Bewusstlosigkeit

Der erhöhte Hämatokrit bei chronischen Nikotinkonsumenten erhöht wahrscheinlich die Rate von thrombembolischen Ereignissen – wenngleich nicht in dem Maße wie z.B. bei Patienten einer Polycythaemia vera. Auch mit vermehrten kardialen und zerebrovaskulären Ereignissen muss gerechnet werden, die körperliche Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt. Allerdings gibt es auch einen Bericht eines Patienten, der bei einem Hämatokrit von über 60 % völlig symptomlos blieb.

Quelle: Benedikt W. Pelzer, Joachim R. Göthert, Internist Prax 2015; 55: 711-715