9. Nov. 2015Früherkennung Mammakarzinom

Aromatasehemmer überzeugen bei Mamma-CA

Zwei etablierte Wirkstoffe in der Krebsmedizin positio­nieren sich im Kampf gegen das frühe Mammakarzinom an vorderster Front: Durch eine adjuvante Therapie mit Aromatasehemmern und Bisphosphonaten lässt sich das Rezidivrisiko weiter verringern und die Überlebensrate betroffener postmenopausaler Frauen erhöhen.

Illustration der weiblichen Brust mit Krebszellen
iStock/Lars Neumann

Auch wenn heutzutage viele Mammakarzinome frühzeitig entdeckt und operativ entfernt werden können, bleiben mitunter maligne Zellen zurück. Diese setzen sich häufig im Knochen fest und können dort über Jahre „schlummern“. Eine tickende Zeitbombe, denn die meisten Brustkrebszellen werden durch körpereigene Hormone wie Östrogen stimuliert – Rezidive drohen. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen.

Trotz guter Früherkennung hohe Rezidivraten beim Mamma-CA

Vielversprechend scheint dabei der Einsatz von Aro­matasehemmern und Bisphosphonaten zu sein. Erstere gehören zu den neueren endokrinen Therapeutika. Sie blockieren die Östrogenbildung und verhindern so die Proliferation der Krebszellen. Bisphosphonate wirken knochenabbauenden Effekten verschiedener Zytostatika entgegen und sind in der adjuvanten Krebstherapie bereits etabliert.  Doch haben sie auch einen direkten Effekt auf die Metastasierung?

Die Kollaboration von internationalen Wissenschaftlern EBCTCG1 hat nun vorliegende Studien zu diesen beiden Substanzklassen in zwei Metaanalysen genau unter die Lupe genommen. Die erste Analyse1 schloss die Daten von ca. 32 000 postmenopausalen Brustkrebs-Patientinnen (Östrogenrezeptor-positiv) aus neun randomisierten Studien ein. Die Frauen erhielten post­operativ über fünf Jahre einen Aromatasehemmer bzw. den Östrogenantagonisten Tamoxifen (Standardtherapie).

Aromatasehemmer verhindern Rezidive besser als Tamoxifen

Das Ergebnis: Im Vergleich zu Tamoxifen sank mit dem modernen Therapeutikum das Risiko für ein Rezidiv während der Behandlungsphase um weitere 30 % und die Gefahr, innerhalb der zehn Jahre nach Therapiebeginn an Brustkrebs zu sterben, verringerte sich um 15 % – im Vergleich zu keiner endokrinen Therapie sogar um 40 %.

Die zweite Metaanalyse2 führte Daten von über 18 000 Brustkrebs-Patientinnen aus 26 randomisierten Studien zusammen, die über zwei bis fünf Jahre mit Bisphosphonaten bzw. einer Kontrollsubstanz behandelt wurden. Das Risiko der postmenopausalen Patientinnen, in den folgenden zehn Jahren am Brustkrebs zu sterben, reduzierte sich um 18 %, das Risiko für ein Knochenrezidiv verminderte sich deutlich (–28 %). Die Wissenschaftler vermuten, dass Bisphosphonate die Mikroumgebung des Knochens verändern und so die Metastasierung erschweren.

Postmenopausale Patientinnen profitieren von Kombitherapie

Etwa zwei Drittel aller Frauen mit Brustkrebs sind postmenopausal, haben hormonsensitive Tumoren und könnten von beiden Wirkstoffen profitieren, so die Wissenschaftler. Sie fordern, die Standardbehandlung entsprechend zu modifizieren. Nicht nur, dass beide Wirkstoffe für sich die Überlebensrate bei Brustkrebs steigern, sie ergänzen sich zudem: Unter Aromatase-Inhibitoren kommt es als Nebenwirkung zu einem Verlust an Knochenmasse und damit vermehrt zu Frakturen – Bisphosphonate wirken dem entgegen.

*Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group
1./2. EBCTCG, Lancet 2015; online first; DOI: https://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)61074-1