38% Risikoreduktion der kardiovaskulären Mortalität
Der SGLT2-Hemmer Empagliflozin zusätzlich zur Standardtherapie verhütet einen von drei kardiovaskulären Todesfällen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, senkt die Todesrate jedweder Ursache und die Zahl der Hospitalisationen, erklärte Dr. Silvio Inzucchi, New Haven, Connecticut, am Jahreskongress 2015 der European Association of the Study of Diabetes (EASD).
Dr. Inzucchi präsentierte die Outcome-Daten der EMPAG-REGStudie mit 7020 kardiovaskulär gefährdeten Typ-2-Diabetikern unter Standardbehandlung: «In unserer Studie beträgt die relative Risikoreduktion für kardiovaskulären Tod 38%!» – Tosender Applaus.
Er fuhr fort: «Das relative Risiko für Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz konnte um 35% gesenkt werden!» – Das Publikum applaudiert.
Und weiter: «Das relative Risiko für Tod aufgrund gleich welcher Ursache konnte um 32% reduziert werden!» – Und wieder applaudiert das Publikum.
Der zusammengesetzte primäre Endpunkt war definiert als Tod aufgrund kardiovaskulärer Ursache, nicht fatalem Herzinfarkt oder nicht fatalem Schlaganfall. In der Empagli flozin-Gruppe kam es in 490 von 4687 Patienten (10,5%) zu einem primären Endpunkt-Ereignis im Vergleich zu 282 von 2333 Patienten (12,1%) in der Placebogruppe.
Keine Unterschiede bei Herzinfarkt und Schlaganfall
Bei Herzinfarkt (4,8%vs. 5,4%) und Schlaganfall (3,5% vs. 3,0%) gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Der sekundäre Endpunkt (primärer Endpunkt plus Hospitalisation wegen instabiler Angina pectoris) zeigte keinen signifikanten Unterschied.
Und auch die Empagliflozin-Dosis 10mg oder 25mg macht offensichtlich hinsichtlich der Mortalität keinen Unterschied. Unter Empagliflozin kam es im Vergleich mit Placebo zu einer kleinen Reduktion von Gewicht und Hüftumfang, Harnsäurespiegel sowie des diastolischen (–5,6mmHg) und systolischen Blutdrucks (–2,2 mmHg). LDL- und HDL-Cholesterin stiegen beide unter Empagliflozin leicht an.
Das relative Risiko für kardiovaskulären Tod wurde in der EMPAG-REG-Studie um 38% reduziert, die Kurven gehen sehr früh auseinander.
«Diese Ergebnisse hat so niemand erwartet», sagte Professor Dr. Hertzel C. Gerstein, Hamilton, Ontario, Kanada, der die Aufgabe hatte, die Studienpräsentation zu kommentieren. Beeindruckend ist der schnelle Wirkeintritt mit Reduktion der kardiovaskulären Mortalität unter Empagliflozin innerhalb weniger Monate.
Probleme machte es den Experten zu erklären, warum es unter dem SGLT2-Hemmer zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos kommt. Auf die Schlaganfall- und Herzinfarktrate hatte Empagliflozin ja keinen Einfluss. Unwahrscheinlich ist laut Prof. Gerstein ein Zusammenhang mit Glukose, Blutdruck oder Gewichtsverlust. Er hält dafür eher die diuretischen Eigenschaften des SGLT2-Hemmers für möglich – bzw. «multiple Effekte». Aber darüber kann derzeit nur spekuliert werden.
Die EMPAG-REG-Studie, die zeitgleich im New England Journal of Medicine publiziert wurde, hat ein Medikament identifiziert, das viele Leben retten und Leid verhindern kann. «Empagliflozin sollte bei mittelalten Typ-2-Diabetikern mit hohem kardiovaskulären Risiko als Mittel der Wahl eingesetzt werden», empfiehlt Prof. Gerstein.
Und was ist mit dem Klasseneffekt?
Handelt es sich bei den Ergebnissen der EMPAG-REG-Studie um einen Klasseneffekt? «Wahrscheinlich», sagte der Experte, «aber wir wissen es nicht mit Sicherheit.»
Quelle:
1. Zinman B et al. Empagliflozin, cardiovascular outcomes, and mortalitiy in type 2 diabetes. N Engl J Med 2015. doi: 10.1056/nejmoa1504720.