Die Husten-Ursache am Klang erkennen
Bereits die Art und der Klang des Hustens liefern wichtige diagnostische Hinweise. Der Schutzreflexhusten, ausgelöst durch Mechanorezeptoren der oberen Atemwege, erfolgt ohne wesentliche Inspiration aus der Atemmittellage und hört sich bellend an – z.B. bei subglottischer Laryngitis oder Tracheitis. Bei inflammatorischen Prozessen der tiefen Atemwege dagegen wird die Aktion durch tiefe Inspiration eingeleitet und klingt weniger charakteristisch.
Von Befragung bis Bronchoskopie
Basisdiagnostik:
Anamnese
Untersuchung
Thorax-Röntgen
Spirometrie (je nach Kooperation ab Vorschulalter)
weiterführend:
CT bei Hinweis auf spezifische Diagnose
flexible Bronchoskopie (z.B. bei V.a. Atemwegsmalformation, Aspiration, Lavage zur Gewinnung von Material für mikrobiologische Diagnostik)
Produktiven, feuchten Husten können die Eltern in der Regel gut beschreiben, er entsteht durch Mukus-Überproduktion, z.B. bei Bronchitis, Aspiration, Bronchiektasen oder atypischen Infektionen, erklären Dr. Angela Zacharasiewicz vom Wilhelminenspital in Wien und Kollegen.
Röhrender Husten verweist auf psychogene Ursache
Paroxysmale Symptomatik begleitet die Pertussis-Infektion über Wochen. Der typische Stakkato-Husten kann aber auch durch Infektion mit Chlamydien, RS-Viren oder Asthma ausgelöst werden. Röhrender Husten wiederum lenkt Ihren Verdacht auf eine psychogene Ursache.
Differenzialdiagnostisch gilt es eine Reihe von Möglichkeiten zu bedenken. Umweltfaktoren wie Zigarettenrauch setzen kindlichen Atemwegen stark zu. Wenn beide Elternteile rauchen, beträgt die Inzidenz chronischen Hustens bei Schulkindern bis zu 50 %. Auch Feinstaub – bei verkehrsbelasteten Wohngebieten – oder Feuchtigkeit in der Wohnung kommen als Auslöser infrage.
Die protrahierte bakterielle Bronchitis (PBB) schreiben die Autoren einer individuell beeinträchtigten mukoziliaren Clearance zu. Sie tritt überwiegend im Vorschulalter auf und wird häufig als Asthma fehlgedeutet. Ein folgenschwerer Irrtum, denn statt einer Asthmatherapie bedarf es in diesen Fällen effizienter Antibiotikabehandlung über zwei bis vier Wochen. Die Alarmglocken müssen schrillen, wenn ein Kind nach viralem Infekt prolongiert und zunehmend feucht hustet – hier könnten sich ohne zureichende Therapie Bronchiektasen ausbilden.
Bei chronischem Husten an zystische Fibrose denken
Algorithmus aus US-Guidelines
In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich beim chronisch hustenden Kind um einen ansonsten gesunden kleinen Patienten. Laut ACCP (American College of Chest Physicians) empfiehlt sich dann folgender Algorithmus.
1. Thoraxröntgen (Abklärung pathologischer Befunde), wenn unauffällig
2. Lungenfunktion (bei reversibler Obstruktion Asthmaverdacht), wenn normal
3. beobachten, wiedereinbestellen, während der Wartezeit von 1–2 Wochen u.a. Umweltfaktoren (Tabakexposition?) klären. Bei Symptompersistenz
4. nochmals warten oder Therapieversuch (Evaluation nach 2 Wochen) inhalativ verabreichtes Steroid bei trockenem Husten, Antibiotika bei feuchtem Husten
Eine verlängerte Dauer respiratorischer Infektionen über das übliche Maß von zwei Wochen hinaus kennzeichnet darüber hinaus spezielle Erreger: Neben Bordetella pertussis sind dies u.a. RS-Viren, Chlamydien, Mykoplasmen und Adenoviren. Ganz plötzlicher Beginn der Symptomatik kann auf eine Fremdkörperaspiration hinweisen. Der Verdacht auf einen bronchialen Fremdkörper als Ursache eines chronischen Hustens lässt sich per Thoraxröntgen und Bronchoskopie erhärten.
Was die zystische Fibrose betrifft, sieht man seit Einführung des Neugeborenenscreenings heute seltener spät erkannte Fälle als Ursache des Kinderhustens. Wegen der Möglichkeit falsch negativer Resultate empfiehlt es sich dennoch, bei rezidivierenden Infekten und chronischem Husten einen Schweißtest vorzunehmen.
Mit Seehund- oder Nebelhorngeräuschen wird der dysfunktionelle laryngeale Husten verglichen. Diesen kennzeichnet der Teufelskreis „Irritation – Hustenreiz – Irritation“. Obwohl die Nachtruhe meist nicht gestört ist, herrscht in den Familien hoher Leidensdruck, da die Symptomatik sich eventuell über Jahre hinzieht. Unterschieden wird der „appellative Husten“, der auf jeden Fall einer Psychotherapie bedarf, vom „Gewohnheitshusten“ der sich abtrainieren lässt.
Magenreflux als „Atemwegsreiz"
Nur wenige chronisch hustende Kinder haben Asthma, betonen die Experten. Bei starken anamnestischen Hinweisen (familiäre Belastung, Atopie) kann allerdings ein Therapieversuch mit Leukotrienantagonisten oder inhalativen Steroiden auf begrenzte Zeit gerechtfertigt sein. Unwahrscheinlich beim Kind ist auch der gastroösophageale Reflux als „Atemwegsreiz“. Ein ex-iuvantibus-Versuch mit Antirefluxmitteln scheidet daher aus.
Quelle: Angela Zacharasiewicz et al., Monatsschr Kinderheilkd 2015; 163: 248–256