21. Jan. 2015Ergänzung zur konventionellen Medizin

Komplementärmedizin: Krebs ertragen helfen

Die Komplementärmedizin versteht sich als Ergänzung zur konventionellen Medizin überwiegend mit dem Ziel einer verbesserten Lebensqualität für die Patienten. Im Gegensatz dazu erhebt die Alternativmedizin den Anspruch auf den Ersatz der „Schulmedizin“. Viele komplementärmedizinische Ansätze entstammen ganzheitlichen Medizinsystemen wie z.B. der Traditionellen Chinesischen, der Ayurvedischen oder der Anthroposophisch Erweiterten Medizin.

Komplementärmedizin statistisch überprüfbar

Wissenschaftlich untermauert und methodisch standardisiert halten einige dieser Komplementärtherapien auch einer Überprüfung in klinischen Studien stand. Beispiele hierfür beschreibt Dr. Marc Schlaeppi, leitender Arzt am Zentrum für Integrative Medizin an der Klinik für Onkologie/Hämatologie des Kantonsspitals St. Gallen. Akupunktur und körperbasierte Therapien: Anerkannte Indikationsgebiete für die Akupunktur sind u.a. Übelkeit und Erbrechen, Fatigue, Lymphödem, Arthralgien und Wallungen bei Brustkrebspatientinnen unter endokrinen Therapien, Xerostomie und schlecht kontrollierbare Schmerzen.

Das Ausmaß der Symptomerleichterungen ist – auch in Abhängigkeit vom Indikationsgebiet und individuellen Patienten – etwas unterschiedlich. Körperbasierte Therapien wie Massage wirken sich positiv aus z.B. bei Schmerzen, Angst und Stress. Der Begriff "Mind-Body-Medicine" umfasst Methoden wie das Achtsamkeitstraining und Yoga-Programme, die überwiegend die Lebensqualität steigern. Yoga wirkt sich zudem positiv auf den Schlaf aus und mindert die Fatigue.

Körper-Methoden zur Besserung der Lebensqualität

Expressive Writing, bei dem die Patienten über Gefühle schreiben, führt ebenfalls zu verbesserter Lebensqualität, Dysthymie und Angst sprechen auf Musik- oder Maltherapien an. Positive Wirknachweise gibt es u.a. für Weihrauch (Boswelia serrata) bei Hirnödemen durch Hirntumoren, für Honig bei Mukositis unter Radiotherapie, für Ingwer bei chemotherapiebedingter Übelkeit sowie für Selen bei Diarrhöen nach Radiatio.

Zur Misteltherapie liegen mehrere Studien vor, die insgesamt eine positive Wirkung auf die Lebensqualität und die Verträglichkeit von Chemotherapien nahelegen. In puncto direkte Antitumorwirkung und Verbesserung des Gesamtüberlebens attestiert ein Cochrane-Review der Mistel allerdings eine (bisher) nur schwach positive Evidenz.

Interaktionen beachten, Eigenmedikation erfragen

Nicht vergessen: Substanzbasierte Komplementärtherapeutika bergen auch die Gefahr potenzieller Interaktionen mit der schulmedizinischen Behandlung. Insbesondere Antioxidanzien und andere Mikronährstoffe schmälern evtl. die Effektivität von Chemo- und Radiotherapie und sind daher eher bei nachgewiesenem Mangel indiziert.

Ebenfalls Vorsicht ist bei „Wunderpräparaten“ geboten, vor allem aus dem asiatischen Raum. Sie enthalten manchmal (nicht deklarierte) hochwirksame Substanzen wie Östrogene oder Steroide. Meist sprechen die Patienten nicht von sich aus über solche Zusatzmedikation – deshalb immer nachfragen!

Quelle: M. R. Schlaeppi et al., Schweiz Med Forum 2014; 14: 689-693