Hand-Osteoarthrose erkennen und behandeln
Die Fingergelenks-Arthrose ist keine Alterserkrankung – erste Symptome melden sich mitunter schon im 40. Lebensjahr. Schmerz und funktionelle Einschränkungen beeinträchtigen die Lebensqualität oft erheblich. Doch welche Therapie kann man Betroffenen empfehlen?
Die Hand- und Fingerarthrose (Hand-Osteoarthritis, HOA) befällt Frauen doppelt so häufig wie Männer und geht oft mit entsprechenden Veränderungen in anderen Gelenken einher.
Genetische Faktoren scheinen hier eine besonders große Rolle zu spielen – die HOA gilt als rheumatologische Erkrankung mit dem höchsten Vererbungsgrad (48–65 %). Als weitere Risikofaktoren kennt man Vitamin-D-Mangel und Adipositas.
Osteoarthritis besonders häufig vererbt
Typischerweise klagen Patienten mit Handarthrose über Schmerzen, Steifigkeit, Parästhesien und verminderte Griffstärke. Aber auch ästhetische Aspekte erzeugen z.T. einen nicht zu unterschätzenden Leidensdruck, schreiben Pascal Klaus und Dr. J. Detert von der Klinik für Rheumatologie und Immunologie der Berliner Charité.
Klinisch zeigen sich Gelenkknoten und knöcherne Verbreiterungen des gesamten Gelenks. Man unterscheidet einen distalen Befall (Heberden-Arthrose) von einem proximalen (Bouchard-Arthrose).
Die Metacarpalgelenke bleiben häufig ausgespart. Wenn die HOA einseitig auftritt, ist in der Regel die dominante Hand betroffen. Im Langzeitverlauf drohen Gelenkdeformitäten mit Deviationen. Die Diagnose erfolgt vor allem klinisch – als typisch für die HOA gilt neben den oben genannten Symptomen eine geringe Morgensteifigkeit (max. 30 Minuten).
Osteoarthritis: Morgensteifigkeit meist erstes Symptom
Spezifische Biomarker, die eine HOA schon vor den ersten radiologischen Veränderungen nachweisen könnten, gibt es bisher nicht. Labordiagnostik (z.B. CRP) und Röntgenaufnahmen der Hände dienen in erster Linie der Abgrenzung von anderen Gelenkerkrankungen.
Als wichtigste Differenzialdiagnose gilt die rheumatoide Arthritis (RA), bei der eine frühzeitig begonnene Basistherapie die Prognose deutlich verbessert. Im Frühstadium können sich beide Erkrankungen im klinischen Bild stark ähneln.
Ruheschmerzen, ausschließlicher Befall von MCP und PIP (nie DIP), eine länger als 30 Minuten anhaltende Morgensteifigkeit, B-Symptomatik (Fatigue) sowie BSG- und CRP-Erhöhung sprechen eher für eine RA.
Auch eine Psoriasisarthritis muss bei Patienten mit HOA-Verdacht immer ausgeschlossen werden. Vor allem transversal oder im Strahl auftretende Beschwerden sollten daran denken lassen. Der typische Hautbefall kann (noch) fehlen oder sehr gering ausgeprägt sein (z.B. alleiniger Befall des Gehörgangs).
Rheumatoide Arthritis und Psoriasisarthritis: Oft ähnliche Symptomatik
Als weitere Differenzialdiagnosen kommen u.a. Gicht und Hämochromatose infrage. In der Behandlung sollte die Ergotherapie schon früh ins Konzept gehören: Sie vermag Handkraft und Beweglichkeit deutlich zu steigern.
Auch Ultraschall und Wärmeanwendungen (z.B. Paraffinbäder) haben sich zur Schmerzlinderung bewährt. Mit Schienen und Orthesen kann man Deformitäten entgegenwirken.
Eine Hormonsubstitution sollte dagegen möglichst beendet werden, so die Autoren. Denn Östrogene können das Osteophytenwachstum verstärken und so die Arthrose verschlimmern.
Hormone absetzen, topische Behandlung beginnen
Sinnvoll ist dagegen eine topische Behandlung: NSAR in Salben- und Cremeform vermögen leichte bis mäßige Schmerzen gut zu lindern. Die Wirksamkeit von Diclofenac-Topika unterscheidet sich dabei nicht von der oraler NSAR.
Capsaicin sollte nur vorsichtig angewandt werden – vergleichende Studien zur Wirksamkeit bei HOA fehlen bisher.
Als Mittel der ersten Wahl zur systemischen Schmerzbehandlung wird Paracetamol empfohlen, es hat jedoch keine antiphlogistische Wirkung. Außerdem muss man die Lebertoxizität im Auge behalten (Maximaldosis 4 g/Tag).
Paracetamol und NSAR zur Schmerz-Therapie nachhaltiger als Cortison
Eine höhere analgetische Potenz haben nicht steroidale Antiphlogistika wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen und selektive COX-2-Inhibitoren (Eterocoxib und Celecoxib). Allerdings muss man vor allem bei Dauergebrauch mögliche gastrointestinale und kardiovaskuläre Nebenwirkungen sowie die Nephrotoxizität beachten.
Die Autoren plädieren deshalb für eine Verordnung bei Bedarf in möglichst niedriger Dosis. Intraartikuläre Steroid-Injektionen lindern den Arthrose-Schmerz nur kurzfristig.
Als Ultima Ratio bleiben operative Eingriffe, sie kommen in erster Linie für das Daumengrundgelenk infrage und können den Schmerz effektiv lindern, gehen aber oft mit Funktionseinschränkungen einher.
Quelle: Pascal Klaus et al., Dtsch Med Wochenschr 2014; 139: 898-904