Hyperlipidämie neu entdeckt? Schilddrüse prüfen!
Die Hypothyreose kann zu einer Hyperlipidämie führen und sie ist mit koronarer Herzkrankheit assoziiert. Wird die Unterfunktion behandelt, bessern sich oft auch die Cholesterinwerte. Zwischen 1,4 und 13 % der Patienten mit Hyperlipidämie weisen eine Hypothyreose auf, US-Leitlinien raten deshalb bei Patienten mit neu entdeckter Hyperlipidämie zu einem Schilddrüsen-Screening.
Kollegen vom Boston Medical Center prüften nun in einer retrospektiven Kohortenstudie, inwiefern diese Empfehlung bereits umgesetzt wird. Sie analysierten die Daten von 8795 Patienten (Durchschnittsalter: 53 Jahre) mit einem Gesamtcholesterinwert von mindestens 200 mg/dl oder einem LDL-Cholesterin von mindestens 160 mg/dl.
Bei knapp der Hälfte der Teilnehmer wurde nach der Hyperlipidämie-Diagnose das TSH bestimmt, bei 5,2 % war dieser Wert erhöht, bei 1,7 % sogar über 10 mIU/l. Rund die Hälfte der Patienten mit erhöhtem TSH-Wert wurde mit Levothyroxin therapiert, etwa 30 % der Patienten mit einem TSH über 10 mIU/l blieb unbehandelt.
Bisher wird nur bei jedem Zweiten das TSH geprüft
Trotz Leitlinienempfehlung wurden nur etwa 50 % der Patienten mit Hyperlipidämie-Neudiagnose hinsichtlich ihrer Schilddrüsenfunktion gescreent. Und selbst bei einem TSH-Wert von 10 mIU/l erfolgte die empfohlene Behandlung mit Levothyroxin nur in ca. 70 % der Fälle, kritisieren die Studienautoren.
Dabei zeigt der Ausgleich des thyreoidalen Hormonmangels auch einen günstigen Einfluss auf die Blutfette. In der Untersuchung benötigten 75 % der hypercholesterinämischen Patienten unter Levothyroxin innerhalb eines Jahres keinen Lipidsenker.
Die niedrige Rate an Schilddrüsenfunktionstests bei neu entdeckter Hyperlipidämie zeigt, dass den Leitlinien mehr Beachtung geschenkt werden sollte, so das Fazit der Autoren.
Quelle: Devina L. Willard et al., JAMA Intern Med 2014; 174(2): 287-289