28. März 2014

Wie viel Kochsalz ist bei 
Niereninsuffizienz erlaubt?

Der Durchschnitts-Europäer nimmt 8 bis 12 g Kochsalz pro Tag zu sich, also deutlich mehr als von der WHO für die Allgemeinbevölkerung empfohlen wird (5 bis 6 g NaCl täglich). Zu viel Salz im Essen schadet nicht nur Herz und Kreislauf, sondern auch den Nieren auf vielfältige Weise. Die NaCl-Überladung sorgt u.a. für Bluthochdruck, Proteinurie und Resistenzentwicklung gegen nephroprotektive Therapien, schreiben Dr. Pascal Meier vom Hôpital du Valais, Sion, und Mitarbeiter.

Oberhalb von 5 g/Tag wird mehr Protein ausgeschieden

Klinische Untersuchungen belegen, dass Menschen mit hohem Salzkonsum (> 5 g/Tag) eine deutlich erhöhte Proteinausscheidung im Urin aufweisen, insbesondere, wenn gleichzeitig eine Adipositas mit einem BMI ≥ 30 kg/m2 vorliegt. Die Nurses’ Health Study ergab einen direkten Zusammenhang zwischen exzessivem Natriumkonsum und der Verschlechterung der Nierenfunktion.

Welche Zahl dürfen Sie Ihren Patienten allgemein hinsichtlich der täglichen Kochsalzdosis nennen? Die WHO und andere für die öffentliche Gesundheit verantwortliche Institutionen empfehlen für Gesunde 5 bis 6 g als Zielgröße für die tägliche Salzzufuhr.

Da es für Menschen mit normaler Nierenfunktion keine Evidenz für einen günstigen Einfluss einer salzarmen Ernährung (< 5 g Kochsalz pro Tag) gibt, scheint es nach Ansicht der Nephrologen vernünftig, sich an die WHO-Empfehlung zu halten und Salz-Exzesse zu vermeiden.

Bei Salzreduktion orthostatische Hypotonie vermeiden

Auf chronisch nierenkranke Personen darf man diese Empfehlungen aber nicht ohne Weiteres übertragen, betonen die Autoren. Bei diesen Patienten ist eine Beschränkung des täglichen Salzkonsums im Prinzip empfehlenswert, weil sich eine exzessive NaCl-Zufuhr ungünstig auf verschiedene Erkrankungen wie die chronische Niereninsuffizienz auswirkt.

Trotzdem plädieren die Schweizer Kollegen dafür, auch einige praktische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, um ein gesundheitsschädliches „Zuwenig“ zu vermeiden – ihre Empfehlung:

  • Bei allen Patienten unter salzarmer Diät soll die Natriumausscheidung im 24-Stunden-Urin bestimmt werden.
  • Eine orthostatische Hypotonie mit Ohnmacht und Sturzgefahr gilt es zu vermeiden (arteriellen Blutdruck im Sitzen und im Stehen messen).
  • Leidet der Patient an Erbrechen oder Durchfall, droht Dehydrierung. In solchen Phasen ist es ratsam, auf eine normale oder sogar erhöhte Salzzufuhr umzustellen, insbesondere bei alten Patienten.

Aufgrund der aktuellen Datenlage sehen die Nephrologen für Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen oder einer glomerulären Proteinurie > 1 g/24 h einen gemäßigten Salzkonsum (5 bis 6 g täglich) als obere Grenze an.

Fortschreiten der Niereninsuffizienz durch Kochsalz-Reduktion gebremst

Doch vielen Patienten ist dies nicht bekannt: Einer Studie zufolge nehmen auch chronisch Nierenkranke derzeit im Schnitt 9 bis 13 g Kochsalz täglich zu sich – hier besteht also erheblicher Aufklärungs- und Beratungsbedarf. Denn bei Niereninsuffizienz jeden Schweregrades wirkt sich, wie die Kollegen betonen, schon eine bescheidene Kochsalz-Reduktion positiv auf Proteinurie und Bluthochdruck aus und der Nierenfunktionsverlust wird gebremst.

Quelle: Pascal Meier et al., 
Schweiz Med Forum 2014; 14: 50-53