Junge Frau atmet seit fünf Jahren mit Luftröhre aus Bioreaktor
Die Mutter von zwei Kindern war im Alter von 30 Jahren aufgrund eines komplett kollabierten linken Hauptbronchus kaum noch körperlich belastbar. Ein europäisches Expertenteam entschloss sich in dieser Situation 2008 zu einem spektakulären Eingriff: Die Wissenschaftler um Dr. Alessandro Gonfiotto von der Universitätsklinik Florenz entnahmen einem toten Spender ein Stück der Trachea und bereiteten dies mit Spezialverfahren so auf, dass nur noch ein sogenanntes Gewebegerüst übrig blieb. Dieses Gerüst wurde im Bioreaktor mit autologen mesenchymalen Stammzellen (Knorpel- und Epithelzellen) besiedelt. Die so geschaffene künstliche Luftröhre konnten die Forscher der Patientin erfolgreich implantieren.
Heute, fünf Jahre nach dem Eingriff ist die neue Trachea durchgängig, gut vaskularisiert und vollständig mit Epithel ausgekleidet – bei normaler ziliärer Funktion, Schleim-Clearance, Lungenfunktion und unauffälligem Hustenreflex. Die Sorge, dass sich aus den autologen Stammzellen im weiteren Verlauf Tumorzellen entwickeln könnten, hat sich in den wiederholten histologischen Untersuchungen bisher nicht bestätigt. Auch das Immunsystem der jungen Frau scheint das neue Trachealgewebe gut zu tolerieren.
Fast normale Lebensqualität trotz wiederholter Strikturen
Doch völlig komplikationsfrei verlief der Eingriff nicht, so Professor Dr. Alan J. Russell aus Pittsburgh in einem Kommentar. Eine Vernarbung im Bereich des verbliebenen Trachealanteils bereitet der Patientin immer wieder Probleme – solche Schwierigkeiten kennt man auch von „normalen“ chirurgischen Eingriffen im Bereich von Trachea, Ösophagus, Darm und Gefäßen.
Ein Jahr nach der Transplantation musste die Trachea erstmals geweitet und mit einem Stent versehen werden. Etwa 2 % ihrer gewonnenen Lebenszeit hat die junge Frau seither im Krankenhaus zur Strikturbehandlung verbracht. Dieser Preis sei aber nicht zu hoch für einen Zugewinn von fünf Jahren bei nahezu normaler Lebensqualität, meint Prof. Russell. Die Patientin hatte bereits vor dem Eingriff Strikturen, was für eine Prädisposition zu vermehrter Narbenbildung spreche. Mit zunehmendem Wissen über die Entstehung neuer Gewebe lasse sich eventuell auch die Narbenbildung vermindern.
Quelle: 1. Alan J. Russell, Lancet 2013; 383: 193-195; 2. Allessandro Gonfiotti et al., a.a.O.: 238-244