15. März 2014Risikopatienten regelmässig screenen!

Leberkranke alle sechs Monate zum Krebs-Check

Zur Hochrisikogruppe für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) zählen Patienten mit Leberzirrhose (jeglicher Ätio­logie!), chronischer Hepatitis-B-Infektion und nicht alkoholischer Fettleberhepatitis. Auch die hereditäre Hämochromatose erhöht die Krebsgefahr.

Mann hat schmerzen an der Leber
iStock/Tharakorn

In Deutschland sind die häufigsten Risikofaktoren eine chronische Hepatitis-C-Infektion und Alkoholkonsum mit nachfolgender Zirrhose, schreiben die Autoren der aktuellen S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des HCC unter Federführung von Dr. Tim Greten vom National Cancer Institute in Bethesda.

Alle Patienten mit Zirrhose, chronischer Hepatitis B oder Fettleberhepatitis sollten Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen, sofern eine Therapie des Karzinoms möglich ist, heißt es in der Leitlinie.

Voraussetzung dafür ist eine kompensierte Leberfunktion. Bei fortgeschrittener Zirrhose dürfte in der Regel nur wenig Profit durch frühe Entdeckung des Karzinoms zu erwarten sein.

Mit Frühdiagnose überlebt jeder Zweite 5 Jahre

Die 5-Jahres-Überlebensraten bei HCC-Diagnose durch Früherkennung erreichen über 50 %, wird der Tumor erst nach dem Auftreten von Symptomen gefunden, sinken sie auf 0–10 %. Da die mittlere Verdopplungszeit des HCC-Volumens zwischen 140 und 200 Tagen liegt, empfehlen die Experten, Risikopatienten alle sechs Monate zu untersuchen.

Als Methode der Wahl nennen sie den qualitätsgesicherten Ultraschall. Das Gerät sollte auch über Farb- und Spektraldoppler verfügen, um Pfortaderthrombosen nachweisen bzw. ausschließen zu können. Denn auch ohne Herdbefund gilt der Verschluss der Pfort-ader als hochverdächtig für ein HCC, eine arterielle Vaskularisation des Thrombus sogar als beweisend.

Arterielle Hypervaskularisation weist HCC nach

Die Entdeckung eines Herdes oder suspekten Befundes macht eine kontrastgestützte Bildgebung erforderlich, wobei Ultraschall, CT und/oder MRT als gleichwertig gelten. Als ausreichend sicheren Nachweis des HCC definiert die Leitlinie die arterielle Hypervaskularisation mit raschem Auswaschen des Kontrastmittels und relativer Kontrastumkehr (Tumor erscheint dann minderkontrastiert im Vergleich zum umliegenden Gewebe).

Fehlen die radiologischen Charakteristika trotz Malignitätsverdachts, bietet bei Herden < 2 cm die His­tologie die höchste Spezifität, bei größeren Befunden verspricht eine zweite kontrastverstärkte Bildgebung Erfolg, das Gleiche gilt für Rundherde mit einem Durchmesser ≥ 1 cm.

AFP-Bestimmung eignet sich zur Verlaufskontrolle

Steht die Diagnose, muss eine Typisierung erfolgen. In der Leitlinie wird gefordert, Metastasen, solide Varianten des intrahepatischen Chol­angiokarzinoms (CC) und mischdifferenzierte Tumoren (HCC/CC) abzugrenzen. Zur intrahepatischen Ausbreitungsdiagnostik eignet sich ein Kontrast-MRT, zur extrahepatischen Beurteilung ein Thorax-CT.

Laborwerte spielen bei der Früherkennung des HCC nur eine untergeordnete Rolle. Die Bestimmung des Alpha-Fetoproteins (AFP) im Serum ist zwar etabliert, wird aber nicht ausdrücklich empfohlen, weil zwei Studien im Hinblick auf die Prognose unterschiedliche Ergebnisse lieferten.

Außerdem kann das AFP auch bei chronischen Lebererkrankungen (z.B. viralen Hepatitiden) oder intrahepatischen Cholangiokarzinomen sowie bei Lebermetastasen erhöht sein. Zur Verlaufsbeurteilung eignet sich der Marker dagegen gut, weil er mit dem Therapieerfolg und der Rezidivrate korreliert.

Quelle: Tim F. Greten et al., Z Gastroenterol 2013; 51: 1269-1326