Nasser Schlafanzug kann Dermatitis besänftigen
Bei der atopischen Dermatitis handelt es sich um eine komplexe Erkrankung, bei der eine gestörte Hautbarriere mit erhöhtem transepidermalem Wasserverlust und größerer Empfindlichkeit gegenüber Allergenen eine Schlüsselrolle einnimmt. Leitlinien empfehlen deshalb auf allen Stufen der Erkrankung eine regelmäßige Basistherapie mit feuchtigkeitshaltigen und -bindenden Hautcremes.
Erst baden, dann cremen, dann der nasse Schlafanzug
Einer Intensivierung dieser Behandlung bedarf es bei mäßigen bis schweren Dermatitisschüben bzw. unzureichendem Ansprechen auf wirkstoffhaltige Externa. In solchen Situationen bietet die Methode des „nassen Schlafanzugs“, im Angelsächsischen „Wet Wrap Therapy“ genannt, möglicherweise einen Ausweg. Diese Behandlung kann nach einer entsprechenden Einweisung der Pflegepersonen auch ambulant durchgeführt werden.
Dabei nehmen die Patienten zunächst für etwa 10–15 Minuten ein angenehm temperiertes Bad ohne weitere Zusätze. Nach dem Trockentupfen der Haut cremt die Pflegeperson zügig die befallenen Hautstellen mit wirkstoffhaltigen und die übrige Haut mit wirkstofffreien Cremes ein und zieht den mit warmem Wasser durchnässten, aber nicht mehr tropfenden Schlafanzug an. Darüberliegende wärmende und trockene Kleidung schützt vor Kälte.
Das Hautbild wird langfristig gebessert
Für das Gesicht eignen sich Schlauchbinden. Warm zugedeckt verbringt der Patient etwa zwei bis zu sechs Stunden (dann eventuell den Schlafanzug noch mal durchnässen) in einem ruhigen Zimmer. Auch eine Über-Nacht-Behandlung ist möglich, erklären amerikanische Hautexperten.1
In einer Beobachtungsstudie erhielten 72 mäßig bis schwer erkrankte Kinder mit einer atopischen Dermatitis zwei bis drei Bäder pro Tag, die Behandlung dauerte zwischen zwei und 16 Tage. Die Wirksamkeit überzeugte: Keines der Kinder benötigte systemische Immunsuppressiva, das Hautbild war nach der Behandlung und auch noch einen Monat danach deutlich gebessert.
Quelle: 1. Noreen Heer Nicol et al., J Allergy Clin Immunol Pract 2014; 2: 400-406