Welcher Wunde droht Infektionsgefahr?
Als kontaminiert gilt eine Wunde, sobald sich eine geringe Zahl an Keimen darin findet. Ist aktives Wachstum nachweisbar, spricht man von „kolonisiert“.
Eine kritische Kolonisation bzw. lokale Infektion liegt erst vor, wenn sich gleichzeitig eine hohe Zahl von Erregern (≥ 106/ml bzw. ++ im semiquantitativen Abstrich) sichern lässt, erinnerte Primarius Universitätsdozent Dr. Robert Strohal von der Abteilung für Dermatologie am Landeskrankenhaus Feldkirch. Klinisch deuten ausufernde Wundränder, ein Biofilm und vor allem plötzlicher Schmerz auf eine Entzündung hin.

Infektgefährdung von Wunden durch Diabetes
Eine Infektgefährdung kann zum Beispiel durch endogene Umstände (z.B. Immundefekt, Diabetes mellitus, Malnutrition oder hohes Alter) entstehen. Als Ursache kommen aber auch exogene Faktoren infrage (stark verschmutzte Wunde, Fremdkörper, spezifische Erregervirulenz).
Um das Risiko besser einschätzen zu können, wurde 2011 ein recht einfacher Score (wound at risk, W.A.R., s. Kasten) veröffentlicht. Bei einer Punktzahl ≥ 3 liegt eine infektionsgefährdete Wunde vor und es wird zunächst die lokale antimikrobielle Behandlung mit Antiseptika empfohlen.
Antimikrobielle Verbände erst bei kritischer Kolonisation
Antimikrobielle Verbände sollten laut Dr. Strohal erst bei kritisch kolonisierten oder manifest infizierten Wunden zum Einsatz kommen. Letztere brauchen in der Regel auch ein chirurgisches Débridement. Eine systemische Antibiotikatherapie bleibt systemischen Infektionen vorbehalten.
Nach Aussage von Dr. Strohal ist der W.A.R.-Score das erste präzise diagnostische Hilfsmittel zur Identifikation infektgefährdeter Wunden. Er erleichtert eine zielgerichtete therapeutische Intervention.
W.A.R.- Score minimiert Komplikationen
Dadurch können schwerwiegende Komplikationen wie generalisierte Infektionen minimiert werden. Außerdem ermöglichst der Score einen stringenteren Einsatz von Antibiotika und verringert so Resistenzen und Unverträglichkeiten.
Darüber hinaus lässt sich die Wundheilung beschleunigen, die Lebensqualität der Patienten steigt. Und nicht zuletzt hilft der Score auch, Kosten einzusparen. Er sollte daher als Standardinstrument der regelrechten Wundversorgung genutzt werden, so die Forderung des Experten.
Quelle: 1. Wund-D·A·CH-Dreiländerkongress Friedrichshafen