Neue kardiovaskuläre Risikofaktoren gefunden
Zwei Studien, die auf dem diesjährigen EuroPRevent1 vorgestellt wurden, beschäftigten sich mit dem Zusammenhang von körperlicher Arbeit und kardiovaskulärem Risiko. In der ersten verglichen Forscher 250 Schlaganfallpatienten und 250 Menschen nach einem akuten Koronarereignis (jeweils erstmalig) mit 500 Kontrollen.
Kardiovaskuläres Risiko steigt mit schwerer körperlicher Arbeit
Die Arbeitsbelastung wurde in einer 9-Punkte-Skala erfasst (von 1 für körperlich anstrengende bis 9 für sitzende, geistige Tätigkeit). Dabei zeigte sich, dass die von Apoplex oder KHK Betroffenen häufiger harte Jobs verrichteten. Mit jedem Anstieg um einen Punkt in der Skala verringerte sich das relative Risiko für einen Herzinfarkt um etwa 19 % und für einen Schlaganfall um 17 %.
Das etwas paradox anmutende Ergebnis lässt sich am ehesten durch höhere Stresslevel erklären, so die Interpretation der griechischen Studienautoren, schwere körperliche Arbeit sei nicht etwa mit sportlicher Betätigung vergleichbar.
In einer zweiten Studie beobachtete man 14 000 gesunde Männer mittleren Alters über im Mittel 3,5 Jahre und erfasste neben kardiovaskulären Risikofaktoren auch die körperliche Aktivität in Beruf und Freizeit. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Schwerstarbeiter eher an einer KHK erkranken, wenn sie auch in ihrer Freizeit körperlich aktiv sind (Hazard Ratio 4,77).
Gemutmaßt wird ein „Overloading-Effekt“ auf das kardiovaskuläre System. Die Gefahr für die Herzkranzgefäße von Menschen mit Bürojobs wird durch körperliches Training dagegen nachweislich vermindert.
Durch Lärm und Feinstaub verkalken die Gefäße
Das Thema Feinstaub und Lärm griff die deutsche Heinz Nixdorf Recall Studie auf. Diese Kohortenstudie mit 4814 Teilnehmern im Alter von durchschnittlich 60 Jahren ergab, dass – unabhängig voneinander – eine Langzeitexposition gegenüber Feinstaub und Straßenlärm das Risiko für eine Gefäßverkalkung (TAC2) erhöht. Und aus Frankreich kommen Hinweise, dass – bis auf Ozon – alle wichtigen Luftschadstoffe den Gefäßen zusetzen.
Weitere Daten zeigen, dass auch psychosoziale Faktoren hinsichtlich der kardiovaskulären Gefahren kräftig mitmischen. So führt eine erhöhte mentale Vulnerabilität signifikant häufiger zu lebensbedrohlichen und tödlich endenden Ereignissen (HR 1,366), unabhängig von den „klassischen“ Risikofaktoren.
Das fanden dänische Kollegen in einer Untersuchung an knapp 11 000 Gesunden über einen durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 15,9 Jahren heraus. Sie setzten die erlittenen kardiovaskulären Ereignisse mit den Teilnehmerwerten auf einer Stress-Skala in Verbindung. Emotionaler Dauerstress könnte also eine neue Risikodimension beschreiben.
Erhöhter Cortisolspiegel steigert Risiko für KHK
In einer niederländischen Studie wurde der Einfluss von chronisch erhöhten Cortisolspiegeln bei 283 Senioren im Alter zwischen 65 und 85 Jahren auf kardiovaskuläre Ereignisse geprüft. Für die Analysen wählte man Haarsträhnen, weil diese die Belastung mit dem Stresshormon über einen mehrmonatigen Zeitraum widerspiegeln.
Die Daten ergaben eine klare Verbindung: Probanden mit erhöhtem Cortisol-Level hatten eher einen Schlaganfall, eine koronare Herzkrankheit, eine periphere Verschlusskrankheit oder einen Diabetes in der Vorgeschichte.
2Kalzifizierungen der thorakalen Aorta als Marker für subklinische Atherosklerose
Quelle: 1Kongress der European Association for Cardiovascular Prevention and Rehabilitation (EACPR)