4. Sept. 2013Mit jedem Kilo steigt das Risiko für einen Gestationsdiabetes

Schwangere mit Übergewicht: Verordnen Sie mehr Sport!

Auch und gerade während der Schwangerschaft trägt körperliche Aktivität wesentlich zur Prävention von Übergewicht und den damit einhergehenden Risiken bei, schreibt Professor Dr. Ulrike Korsten-Reck von der Abteilung rehabilitative und präventive Sportmedizin der Universitätsklinik Freiburg.

Nach Angaben der Kollegin hat in Deutschland gut jede dritte Frau im gebärfähigen Alter Übergewicht, rund 20 % sind adipös. Mit jedem zusätzlichen Kilo steigt bei ihnen das Risiko für einen Gestationsdiabetes weiter an. Und wenn bei Frauen, die vor ihrer Schwangerschaft bereits übergewichtig waren, in der Gravidität der BMI um 5–7 kg/m2 zunimmt, verdoppelt sich die Inzidenz der Präeklampsie.

Adipositas-Epidemie im Uterus programmiert

Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Übergewicht hatten, sind offenbar ebenso epigenetisch programmiert, Adipositas oder einen Diabetes zu entwickeln, wie Kinder zuckerkranker Frauen, erläutert Prof. Korsten-Reck. Diese Fehlprogrammierung durch hormonelle Einflüsse im Mutterleib könne darüber hinaus ein zu hohes Geburtsgewicht (large for gestational age/LGA) bewirken, das wiederum mit einem erhöhten Adipositasrisiko im späteren Leben assoziiert sei.

Auch ist bei Frauen, die selbst LGA-Babys waren, die Wahrscheinlichkeit erhöht, ebenfalls ein LGA-Kind zu gebären. Dieser Teufelskreis kann nach Ansicht der Geschäftsführerin der Adipositas-Akademie Freiburg möglicherweise mit erklären, warum es eine Art Adipositas-Epidemie gibt.

Risiko des Gestationsdiabetes durch körperliche Aktivität vermindern

Als ein wesentliches Mittel, dem Übergewicht in der Schwangerschaft entgegenzuwirken, nennt die Sportmedizinerin Bewegung. Wie sie berichtet, ist bei den körperlich aktivsten Frauen die Prävalenz des Gestationsdiabetes am geringsten.

Regelmäßige moderate Aktivität vor und während der Gravidität geht außerdem mit einer geringeren Gewichtszunahme der Schwangeren und einem geringeren Geburtsgewicht des Kindes einher. Darüber hinaus erreichen körperlich aktive Frauen nach der Geburt öfter wieder ihr vorheriges Gewicht.

Zu welchen Sportarten kann man Schwangeren raten? Die Kollegin nennt Wandern, Walking, Nordic Walking, Jogging, Skilanglauf, Gymnastik und Radfahren in der Ebene. Das Radfahren sei auch deshalb günstig, weil dabei die Wirbelsäule entlastet werde. Schwimmen wiederum gilt als besonders zuträglich für Schwangere, die zu Ödemen neigen, weil der hydrostatische Druck zu einer Umverteilung der Flüssigkeit im Körper führt und in der Folge die Diurese erhöht.

Auch Krafttraining in der Schwangerschaft erlaubt

Aber nicht nur moderate Belastungen, sondern sogar intensive körperliche Aktivität im Intervall kombiniert mit Krafttraining wird Schwangeren empfohlen, schreibt die Expertin. Sie fordert, Ärzte und Hebammen sollten die von ihnen betreuten Frauen verstärkt über die Risiken des Übergewichts und den Nutzen körperlicher Bewegung zur Adipositasprävention in der Schwangerschaft informieren.

Quelle: Ulrike Korsten-Reck, Aktuell Ernährungsmed 2013; 38: 195-200