Die Leberentzündung als Reise-Souvenir
Durchfall, Fieber und unklare Hauterscheinungen sind in puncto Gesundheitsstörungen die häufigsten Mitbringsel von Fernreisen, seltener erhöhte Leberwerte oder Gelenkbeschwerden. Treten solche Symptome auf, so ist laut Dr. Christoph Lübbert von der Abteilung Infektiologie/Tropenmedizin im Universitätsklinikum Leipzig ein strukturiertes Vorgehen wichtig, um die Ursache rasch zu finden.
Versteckte Exantheme? Ganzen Körper anschauen
Bei der detaillierten Reiseanamnese muss gezielt nach dem Zeitraum, besuchten Regionen, Aktivitäten sowie der Ernährung gefragt werden. „Da viele parasitäre Erkrankungen nur in bestimmten Regionen vorkommen, können zahlreiche Tropenkrankheiten mittels der Reiseanamnese ausgeschlossen werden“, so Dr. Lübbert. Wichtig sind zudem Stuhl- und Urinanamnese sowie die Frage nach Tierkontakten.
Zur klinischen Untersuchung soll sich der Patient ganz entkleiden, damit Sie Hauterscheinungen auch in verdeckten Regionen erfassen. Zur Basisdiagnostik gehören ferner ein Blutbild mit Zelldifferenzierung und ein Urinstatus. Außerdem werden Entzündungsparameter sowie Leber- und Nierenwerte bestimmt.
Die weitere Untersuchung erfolgt symptomabhängig, bei Fieber natürlich die Malariadiagnostik, vor allem nach Westafrika-Reisen. Bei Afrika-Reisenden mit Fieber ist ferner an eine Rickettsiose zu denken und an das Katayama-Fieber als Frühmanifestation einer Bilharziose.
Bei Südostasien-Touristen stellt das Dengue-Fieber die häufigste Fieberursache dar. Auf Typhus und Paratyphus achten Sie vor allen bei Indien- und Nepal-Rückkehrern.
Gliederfüßler übertragen tropische Arboviren
Sind neben der Körpertemperatur auch die Leberwerte erhöht, liegt der Verdacht auf eine typische Virushepatitis nahe. Meist handelt es sich um die Hepatitis A, seltener um eine Hepatitis B.
Fieber nach Aufenthalt in den Tropen/Subtropen – das Diagnostikprogramm
- Immer durchführen:
- klinische Untersuchung
- Blutuntersuchung auf Plasmodien, malariafrei sind nur Karibik (außer Haiti/Dominikanische Republik), Tunesien und einige Länder im Nahen Osten
- Differenzialblutbild, Blutsenkung, C-reaktives Protein
- Transaminasen, gamma-GT, alkalische Phosphatase, Bilirubin, Laktatdehydrogenase, Kreatinin
- Urinstatus/-sediment
Falls Malariadiagnostik negativ:
- Blut-, Stuhl- und Urinkulturen (v.a. in Hinblick auf Typhus abdominalis)
- Thorax-Röntgenaufnahme
- EKG
- Sonographie (Amöbenleberabszess?)
Möglich ist aber auch eine Hepatitis E bzw. eine Infektion mit anderen hepatotropen Viren wie etwa Epstein-Barr-Viren oder Zytomegalieviren. Transaminasenanstiege finden sich laut Dr. Lübbert ferner bei Arbovirosen, tropischen Virusinfektionen, die durch Gliederfüßler übertragen werden sowie beim Chikungunya-Fieber.
Mit Rohmilch Brucellose eingehandelt?
Seltener sorgen bakterielle Infekte für Fieber und Transaminasenanstieg bei Tropenreisenden. Zu fragen ist mit Blick auf eine Brucellose nach dem Verzehr nicht pasteurisierter Milch. Bei zusätzlich erhöhtem Kreatinin und Muskelschmerzen sollte man an eine Leptospirose denken.
Bei rezidivierendem Fieber kann es sich um ein endemisches Rückfallfieber durch Borrelien handeln und nach Kontakt mit Ziegen und Schafen, ist das Q-Fieber (Coxiella burnetii) in Betracht zu ziehen.
Abgeschlagenheit und Oberbauchschmerzen v.a. rechtsseitig mit Ausstrahlung in Rücken und rechte Schulter – bei schwerem Krankheitsgefühl – lassen an einen Amöbenleberabszess denken, ebenso wie Bauchschmerzen mit Abwehrspannung. „Bei unklarem Fieber muss ein Amöbenleberabszess per Sonographie oder CT ausgeschlossen werden“, so Dr. Lübbert. Gesichert wird die Diagnose durch den Nachweis spezifischer Antikörper im Blut.
Weitere Diagnostik nach Begleitsymptomatik und -befunden:
- Fieber und Exanthem: Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber, Infektionen mit CMV, EBV oder HIV, Rickettsiosen
- Fieber und Transaminasenerhöhung: Hepatitiden, Dengue-Fieber, Rifttal-Fieber, lymphotrope Virusinfekte, Rickettsiosen, Q-Fieber, Leptospirose, Brucellose, viszerale Leishmaniasis (wenn zusätzlich Splenomegalie und Panzytopenie), Lues (typisch: hohe AP), virale hämorrhagische Fiebererkrankungen
- Fieber und Eosinophilie: akute Schistosomiasis (Katayama-Syndrom)
- Fieber und Splenomegalie: Dengue-Fieber, lymphotrope Viren, Tuberkulose (lang anhaltendes Fieber), Typhus abdominalis (Milz meist ab zweiter Woche palpabel), Schlafkrankheit (bei Herkunft aus Afrika), Q-Fieber, Brucellose, viszerale Leishmaniasis (wenn auch Panzytopenie vorhanden)
- Fieber und Thrombopenie: virale Infektionen, Leptospirose, Rickettsiosen,eine viszerale Leishmaniasis kommt in frage, wenn gleichzeitig eine Panzytopenie vorliegt
Quelle: XX. Leipziger Gastroenterologisches Seminar „Evidenzbasierte Medizin in der Gastroenterologie, Seminar der Falk Foundation