Großflächig verbrüht von einer Tasse Tee
Verbrühungen sind im Kleinkindalter mit 85 % die häufigsten thermischen Unfälle, zwei- bis vierjährige Kinder in der „Entdeckerphase“ sind besonders oft betroffen. Flammenverletzungen nehmen dann mit steigendem Alter zu, schreibt Andrea Etzler, Oberärztin der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie am Klinikum Bremen-Mitte, im „Bremer Ärztejournal“.
Mehr als 10 % verbrüht: Keine lokale Kühlung
Während 66 °C heißes Wasser bei einem Erwachsenen erst nach zehn Sekunden Einwirkzeit eine Verbrühung verursacht, genügt bei einem Kleinkind schon eine Sekunde. Dies liegt an der sehr viel geringeren Hautdicke. Eine einzige Tasse Tee kann bis zu 30 % der Körperoberfläche eines Kleinkindes verbrühen.
Im Ernstfall gilt es, die Hitzequelle rasch zu entfernen und die verletzte Haut maximal zehn Minuten lang mit 15 bis 20 °C kaltem Wasser zu kühlen. Danach sollte man für eine sterile Abdeckung sorgen. Sind mehr als 10 % der Körperoberfläche verletzt, ist eine lokale Kühlung bei Kindern kontraindiziert.
Verbrennungen: Schmerzen rasch lindern!
Für die Abschätzung gibt es eine einfache Faustregel: Die Handinnenfläche eines Kindes inklusive der Finger entspricht einem Prozent seiner Körperoberfläche. Eine ausreichende Schmerztherapie ist bereits präklinisch enorm wichtig, wird aber in der täglichen Praxis häufig nicht effektiv durchgeführt.
Kinder mit thermischen Verletzungen sollten stationär behandelt werden, wenn Gesicht, Hand oder Genitale betroffen sind, wenn eine gelenkübergreifende Verletzung vorliegt oder wenn mehr als 5 % der Körperoberfläche zweitgradig betroffen sind (s. Kasten).
Allerdings kann es initial schwierig sein, zwischen oberflächlich und tief zweitgradigen Verletzungen zu unterscheiden. Die klinische Erstversorgung besteht aus Analgesie, Desinfektion, Blasenabtragung sowie Anlage eines Verbandes mit Polyhexanidsalben-Fettgaze.
Wie tief reicht die Verletzung?
- Erstgradige Verletzung: (z.B. Sonnenbrand): Oberflächliche Epithelschädigung (Epidermis), Rötung, Ödem, Juckreiz, Schmerzen.
- Oberflächlich zweitgradige Verletzung: Schädigung von Epidermis und oberflächlicher Dermis, Blasenbildung, starke Schmerzen, roter Wundgrund.
- Tief zweitgradige Verletzung: Schädigung der Dermis, Haarfollikel und Drüsenanhänge sind erhalten. Blasenbildung, heller Wundgrund, Schmerzen.
- Drittgradige Verletzung: Komplette Zerstörung von Epidermis und Dermis. Epidermisfetzen, nach Reinigung weißer Wundgrund, keine Schmerzen.
Quelle: Andrea Etzler, Bremer Ärztejournal 2012; 65, Nr. 11: 5-6